US-Botschafter:

„Österreich hat eine große Zukunft in Europa“

Österreich
14.01.2021 06:00

US-Botschafter Trevor Traina, ein Unternehmer aus dem Silicon Valley, kehrt mit der Amtsübernahme von Präsident Biden nach Kalifornien zurück. Im Interview mit „Krone“-Außenpolitiker Kurt Seinitz zieht der US-Botschafter Bilanz über seine Tätigkeit und streut Österreich Rosen: „Es war mein Wunschposten gewesen, und ich liebe dieses Land.“

„Krone“: Wie haben Sie die Aufmerksamkeit des politischen Establishments für das kleine Land im Herzen Europas wecken können?
US-Botschafter Trevor Traina: Österreich ist nicht so klein, wie viele Österreicher glauben. Es ist geradezu perfekt konditioniert, und seine Rolle durch Erfahrung und Ansehen ist viel größer. Österreich endet nicht im Burgenland, und es hat den Zugang bis nach Russland. Darin liegt eine große Zukunft. Manchmal denke ich, Westeuropa sollte Österreichs wichtige Rolle besser erkennen. Wir tun es. Die US-Außenpolitik schaut viel nach Osteuropa und auf den Balkan. Darin wollen wir Österreichs Erfahrungsschatz nutzen. Wie ich die Aufmerksamkeit in Washington weckte? Ich bin ein Unternehmer und machte es, wie man es im Silicon Valley macht: anklopfen, nach einem Nein nicht aufgeben, andere Argumente finden und wieder anklopfen.


War das auch der Weg, erstmals seit 14 Jahren wieder einen Bundeskanzler ins Weiße Haus zu bringen?
Das war ein ‘Camelot moment‘ (Mondfenster): Trumps Tochter, die ich kenne, und ein junger Kanzler. Aber wir haben überhaupt einen gegenseitigen Besuchsaustausch auf der Ebene von Spitzenpolitikern angekurbelt wie nie zuvor. Der österreichische Verteidigungsminister war im Pentagon. Die Zusammenarbeit auf dem militärischen Gebiet hat sich entwickelt wie niemals zuvor. Der US-Außenminister und der US-Handelsminister waren nach Österreich gekommen. Die USA sind nach Deutschland der größte Käufer von österreichischen Produkten. Der Austausch von Studenten, Wissenschaftern und Jungunternehmern ist deutlich angestiegen. Wir sind also bedeutend näher zueinander gekommen.

Was werden Sie bei Ihrer Rückkehr vermissen?
Das Land und seine Leute. Ich habe mich immer bemüht, aus Wien hinauszugehen, um das ganze Land kennenzulernen. Ich habe mich bemüht, Verbundenheit mit den Leuten herzustellen, von Bauern über Landeshauptleute bis zu Ministern. Dabei musste ich an die tausend Schnäpse bewältigen oder Weine verkosten. Als kalifornischer Weinbauer kann ich da nur sagen: einer besser als der andere.

Wie erklären Sie sich als Republikaner den Sturm auf das Kapitol?
Es ist für mich schockierend und für die USA verheerend. Aber wie ich schon früher erklärt hatte: Ungeachtet des Lärms wird der Wahlprozess korrekt über die Bühne gehen, der Machtwechsel korrekt vollzogen. Wir hatten früher Proteste, und es wird sie auch in Zukunft geben.

Hatte Donald Trump damit eine rote Linie überschritten, hatte er seine Anhänger aufgehetzt?
Die Zeit ist noch zu kurz, und ich war nicht dort, um ein rasches Urteil abgeben zu können. Es wird noch viel aufgearbeitet werden müssen, nicht nur der 6. Jänner, sondern die gesamte Präsidentschaft Donald Trumps. Es werden noch viele Bücher darüber geschrieben werden.

Ich denke, Sie haben das Video von Schwarzenegger gesehen. Er ist nicht nur Ihr kalifornischer Landsmann, er ist auch Ihr Parteifreund. Er hat mit Trump gebrochen.
Ja, er war sogar mein ‘Landeshauptmann‘. Er ist ein gemäßigter Republikaner wie ich, aber ich glaube, er ist Trump nie nahegestanden.

Video: Schwarzenegger empört über Krawalle:

Stehen Sie denn Trump nahe?
Ich war kein Wahlspender. Ich kenne seine Tochter. Das ist unter anderem der Grund, warum mir dieser Posten angeboten wurde. Ich bin Trump dankbar dafür, dass ich diesen Wunschposten erhalten hatte.

Was wird die Zukunft der Republikanischen Partei sein? Kann sie sich von Donald Trump befreien? Zerbricht sie daran?
Die Situation ist heute so, dass es in beiden Parteien verschiedenste Lager gibt. Der weitere Weg der Politik ist noch nicht genau auszumachen. Wie heißt es doch bei Ihnen: Schau ma mal.

Die tief gespaltene Nation braucht dringend Versöhnung. Nun leiten die Demokraten noch ein Impeachment gegen Trump ein. Kann dieser politische Schritt das Gegenteil davon bewirken?
Es kann sogar sein, dass die Demokraten damit unbeabsichtigt den Republikanern einen großen Gefallen tun. Es könnte (in der Partei) der Prozess beschleunigt werden, die Karten völlig neu zu mischen, aufzuräumen im Hinblick auf kommende Vorwahlen. Wie sagt man doch bei Ihnen: Weg mit dem alten Klumpert!

Sie lassen in Österreich die offizielle Residenz der Botschaft zurück, die Sie völlig neu im Jugendstil adaptiert und mit privaten Kunstwerken ausgestattet haben. So etwas sollte man eigentlich der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Das muss alles rückgängig gemacht werden! Das wird wieder weiß gestrichen wie früher! Ich muss dafür zahlen.

Sind die in Washington verrückt geworden?
Kein Kommentar! Es muss alles ausgeräumt werden. Aber ich komme schon im Juni zurück zur Ausstellung in der Albertina über amerikanische Fotografie, darunter Beiträge aus meiner Sammlung.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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