krone.at-Kolumne

Wut-Wirtin: Der Frust ist verständlich

Österreich
13.01.2021 11:55

Dass die bloße Öffnung eines Cafés einen Großeinsatz der Polizei auslösen kann, hätte sich vor einem Jahr wohl auch keiner gedacht. Nach einem Jahr Corona-Krise zeigt der Fall der Wut-Wirtin aus Linz: Die Zeiten der „Wir schaffen das“-Hymnen sind längst vorbei, jetzt schlägt endgültig der Frust um sich. Wir sollten nicht mehr nur über Infektionszahlen, sondern auch über die Psyche der Menschen sprechen.

„Als Mama werde ich gezwungen, die Verordnungen zu umgehen. Ich kann mein Kind nicht mehr versorgen“, stand auf einem Schild vor dem „Badcafé“ in der Linzer Altstadt zu lesen. Abgesehen davon, dass die Aktion angesichts der Strafdrohung von 30.000 Euro wohl kaum die leeren Teller füllen wird: Sie sollte zu denken geben. Aus den Worten der Wut-Wirtin trieft nämlich pure Verzweiflung, Resignation und Frust. Und sie ist mit diesem Gefühl sicher kein Einzelfall.

Wann ist der Zusammenhalt verloren gegangen?
Denn schon seit Beginn des dritten Lockdowns ist die um sich greifende Coronamüdigkeit bei den Menschen deutlich spürbar. Von jener rührenden Solidaritätswelle, die noch im Frühjahr durchs Land ging, ist kaum etwas geblieben, im Gegenteil: Nach einem Jahr Corona nimmt es kaum einer noch mit den Maßnahmen punktgenau. Die Sehnsucht nach Zusammenkunft, einem geregelten Alltag samt normalen Wirtschaften, ein wenig Spaß und vor allem Leben wird allmählich größer als die Angst vor dem Virus. Und man kann es keinem verübeln.

Video: 96 Anzeigen nach Corona-Einsatz in Linzer Lokal

Die Politik ist am Frust mit Schuld
Nicht nur die lange Dauer der Pandemie hat uns verdrossen gemacht. Auch die teilweise willkürlich anmutenden Maßnahmen haben das Ohnmachtsgefühl verschärft. Wenn ein Gastronom keinen Kaffee mehr servieren darf, aber andererseits sich die Menschen an Skiliften und Eislaufplätzen drängen, darf sich keiner wundern, dass sich bei jedem noch so maßnahmentreuen Menschen langsam Unverständnis breit macht. Die Regierung trägt mit solch beliebigen Regeln an der Verdrossenheit der Menschen eine gewisse Mitschuld.

Wir brauchen kein weiteres Geschwurbel …
Hinzu kommt die anhaltende Perspektivlosigkeit. Bei allem Verständnis für die schwierigen Umstände in einer Pandemie: dass kein einziger Politiker klare Worte dafür findet, welche Zahlen erreicht werden müssen, um zum normalen Leben zurückkehren zu können, ist lähmend. Das Geschwurbel vom „Licht am Ende des Tunnels“ ist nur bedingt hoffnungsspendend.

...sondern eine Perspektive
Mehr Mithilfe vonseiten der Bevölkerung und ein Revival der Motivation gäbe es sicher mit glasklar kommunizierten Kriterien, wann welche Maßnahme notwendig ist und bei welchen Zahlen wir wieder aufatmen können. Es braucht einen klaren Fahrplan für 2021. Falls die Politik den überhaupt selbst hat.

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