Wunsch erfüllt

Ein letztes Mal die geliebte Katze „Lilly“ sehen

Oberösterreich
05.01.2021 06:00
Mit seiner Katze „Lilly“ teilte Herr R. aus dem Bezirk Linz-Land alles, jeden Abend saß sie beim Fernsehen auf seinem Schoß. Seit nun bereits sieben Wochen ist der Todkranke auf der Palliativstation des Linzer Ordensklinikums. Sein größter Wunsch: Ein letztes Mal Katze „Lilly“ sehen. Die Palliativstation feiert heuer ihr Jubiläum, sie gibt’s seit 20 Jahren.

Wegen zahlreicher Karzinome im Rachen und Halsbereich verbringt Herr R. die Zeit, die ihm noch bleibt, auf der Palliativstation des Linzer Ordensklinikums. Vor seinem Krankenbett steht ein großes Foto, darauf zu sehen: seine geliebte, fünf Jahre alte Katze „Lilly“. Vor seiner Zeit im Spital lebte er mit ihr in seiner Wohnung. Die Samtpfote liebte es, jeden Tag stundenlang von ihrem Herrchen gestreichelt zu werden und mit ihm gemeinsam seine Lieblingsserie „Das A-Team“ zu schauen. Doch sein Gesundheitszustand lässt dies leider nicht mehr zu. Weil er sein altes Leben so schmerzlich vermisst, kontaktierten die Mitarbeiter der Palliativstation den Welser Verein „Rollende Engel“, der Kranken ihre letzten Wünsche erfüllt.

Am Sonntag war der große Tag gekommen: Die „Rollenden Engel“ holten Herrn R. ab, fuhren mit ihm nach Hause, wo seine Familie und natürlich „Lilly“ auf ihn warteten. Ein letztes Mal durfte er mit seiner Katze am Schoß seine Lieblingsserie schauen. „Nach einigen Stunden musste Herr R. leider Abschied nehmen. Bei der Rückfahrt war er sehr müde, trotzdem hatte er immer ein Lächeln im Gesicht“, schildert Florian Aichhorn, Vereinsobmann.

Abschied das Wichtigste
In den letzten 20 Jahren wurden auf der Palliativstation der Barmherzigen Schwestern in Linz 4000 Menschen auf ihrem Weg würdevoll begleitet. „Sich zu verabschieden zählt zu den wichtigsten Themen am Lebensende“, sagt Judith Henrich (27), Diplomkrankenschwester. Henrich wollte immer auf einer Palliativstation arbeiten: „Ich habe die Zeit, dass ich mich zu den Sterbenden setze, Gespräche führe. Das ist für mich sinnvoll.“

Angehörige haben hier einen großen Stellenwert. Sie weiß auch: „Berührungen, Gespräche, vertraute Stimmen sind ganz wichtig, die Sinneswahrnehmung ist im Sterbeprozess so geschärft wie bei einem Kind im Bauch.“ Johann Zoidl, Leiter der Palliativstation, sagt: „Wir versuchen, Hoffnung zu geben. Nicht auf eine Heilung, aber auf ein kurzfristiges Ziel, etwa eine Nacht ohne Schmerzen oder einen Tag mit der Familie.“

Lisa Stockhammer und Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung

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