Freilassung blockiert

Wegen Gesichtserkennung 10 Tage unschuldig in Haft

Digital
31.12.2020 14:46

Polizeibehörden in aller Welt - auch in Österreich - setzen auf Videoüberwachung und Gesichtserkennung, um Verbrechen aufzuklären. Doch Gesichtserkennungs-Tools sind nicht unfehlbar. Das zeigt ein Fall aus den USA, wo ein Unschuldiger zehn Tage im Gefängnis saß, weil er von einer solchen Software fälschlicherweise als Krimineller identifiziert wurde. Sogar seine vorzeitige Freilassung blockierte ein Algorithmus.

Von dem Fehler in den Algorithmen der Gesichtserkennung berichtet die „New York Times“. Der Fall ereignete sich bereits im Februar 2019, wurde aber erst jetzt öffentlich: Zwei Polizisten im US-Bundesstaat New Jersey hatten nach einem Ladendiebstahl den gefälschten Führerschein des mutmaßlichen Täters an ihre Kollegen in der Zentrale geschickt, um das Foto mit ihrer Gesichtserkennungs-Datenbank abzugleichen.

Die Algorithmen spuckten einen unbeteiligten 33-jährigen Afroamerikaner als mutmaßlichen Täter aus, der sich zum fraglichen Zeitpunkt 40 Kilometer vom Tatort entfernt aufhielt. Der 33-Jährige - er ist wegen zwei Drogendelikten vorbestraft - wurde trotzdem verhaftet und saß zehn Tage im Gefängnis. Erst als er mit Überweisungs-Belegen nachweisen konnte, dass er zum Tatzeitpunkt nicht in der Nähe des Verbrechens war, wurde er freigelassen.

Algorithmus blockierte Freilassung auf Kaution
Der 33-Jährige wurde gleich zweimal Opfer falsch urteilender Algorithmen. Zuerst wurde er von der Gesichtserkennung als Tatverdächtiger identifiziert und in Folge von Polizisten verhaftet. Dann musste er zehn Tage im Gefängnis bleiben, weil ein Algorithmus zur Berechnung der Kaution bei ihm - wohl wegen der Drogendelikte - das Risiko als zu groß einschätzte, ihn wieder auf freien Fuß zu setzen. Erst als er zweifelsfrei belegen konnte, nicht am Tatort gewesen zu sein, konnte der zu Unrecht Inhaftierte das Gefängnis verlassen.

Wie der zu Unrecht Inhaftierte der Zeitung sagte, habe er wegen seiner Vorstrafen schon überlegt, sich schuldig zu bekennen, um einer automatisch höheren Strafe für Wiederholungstäter zu entgehen. Der Fall lenkt einmal mehr den Blick auf die Nutzung von Algorithmen bei Polizei und Behörden, aber auch bei Unternehmen. In den USA wird der Einsatz solcher Tools intensiv diskutiert, weil sie schon mehrfach zur Verhaftung Unschuldiger geführt haben. Insbesondere Afroamerikaner sind betroffen, was den Systemen den Ruf einbrachte, vorurteilsbehaftet zu arbeiten.

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