Fordernder Winter

Ansturm auf Berge alarmiert die steirischen Retter

Steiermark
23.12.2020 06:00

Der Ansturm auf die Berge ist schon das ganze Corona-Jahr über groß, die Helfer stellen sich auch auf einen besonders fordernden Winter ein. Eine verpflichtende Ausbildung für Skitourengeher wird bereits angedacht. Und: Der Lawinenwarndienst wurde rechtzeitig vor Saisonbeginn rundum erneuert. 

Dass so mancher Skitourengeher bereits beim Kauf seiner Ausrüstung nicht viel Sorgfalt an den Tag legt, bereitet den Einsatzkräften Sorgen: „Mir wurde heuer vermehrt berichtet, dass die Leute ohne viel an- und auszuprobieren teures Equipment erstehen, Schuhe sogar in der falschen Größe nehmen, Hauptsache, sie ergattern noch welche“, erzählt Michael Miggitsch, Leiter der steirischen Bergrettung.

Dabei sind die passende Ausrüstung und eine gute Vorbereitung Grundvoraussetzungen für eine Skitour: „Zusätzlich muss ich meine eigene Fitness kennen - und umkehren, wenn es die Situation verlangt“, betont der 62-jährige Fachmann.

1713-mal mussten die steirischen Bergretter 2020 bereits ausrücken - ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei stellt man sich auf das Schlimmste erst ein, Miggitsch: „Es ist wie auf der Straße: je mehr Leute unterwegs sind, desto mehr passiert.“

Von einer Art Führerschein für Tourengeher, eine Forderung, die zuletzt in Deutschland diskutiert wurde, hält der Grazer aber nichts: „Wir appellieren nur immer wieder vor allem an Einsteiger, mit kleinen Touren bei sicheren Verhältnissen zu beginnen und sich entweder von einem Profi begleiten zu lassen oder einen Sicherheitskurs zu absolvieren.“

Immer mehr Notrufe wegen Erschöpfung
Bei einem Punkt wird Miggitsch dann doch emotional: Dass immer öfter ein Notruf ohne vorliegenden Notfall abgesetzt wird, ärgert den Bergretter. „Im Sommer war mehr als die Hälfte unserer Einsätze auf eine Ermüdung der Wanderer zurückzuführen - dies wäre nun wirklich vermeidbar.“ Corona-Auflagen würden den Alltag jetzt ohnehin schon erschweren: „Dienststellen, wo normalerweise mehrere Kollegen sitzen, dürfen aktuell oft nur mit einer Person besetzt werden“, erzählt Miggitsch.

Lanwinenprognosen nun kleinräumig möglich
Um Wintersportbegeisterte bestmöglich zu „unterfüttern“, wurde der steirische Lawinenwarndienst jetzt übrigens völlig rundumerneuert: „Wir haben auf die Wünsche unserer Kunden reagiert, das Grafik- und Textsystem vereinfacht und diese mit den Warndiensten von Kärnten, Salzburg, Nieder- und Oberösterreich vereinheitlicht“, erzählt Projektleiter Arno Studeregger.

Weiterer Meilenstein: Lawinenprognosen werden erstmals kleinräumig erstellt und nicht wie bisher für ein ganzes Bundesland. Neu ist darüber hinaus die Veröffentlichung am Abend statt in der Früh: „Das ermöglicht eine längere Vorbereitung“, so Studeregger. Der häufigste Fehler? „Viele schauen nur auf die Lawinenwarnstufe und meinen, bei Stufe 3 könne nichts passieren. Ein fataler Irrtum!“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele