Gratis-Ganztagsschule

Auch ÖVP sieht „unfaire“ Ungleichbehandlung

Wien
22.12.2020 06:10

Die teils emotionalen Reaktionen auf den „Krone“-Bericht über die Kritik am Modell der Gratis-Ganztagsschule in Wien - Elternvertreter orten hinter der Förderung eine Ungleichstellung gegenüber den Offenen Volksschulen - macht die Brisanz des Themas mehr als deutlich. Auch die Wiener ÖVP teilt die Kritik der Eltern an der aus ihrer Sicht finanziellen Benachteiligung Tausender Familien und schießt sich auf die NEOS ein, die ja mittlerweile mit Christoph Wiederkehr den Bildungsstadtrat stellen.

Wie krone.at am Montag erfuhr, wollen die Türkisen in der nächsten Gemeinderatssitzung im Jänner 2021 einen Antrag zu der von Elternvertretern kritisierten Ungleichbehandlung von Ganztagsschulen und Offenen Volksschulen in der Bundeshauptstadt einbringen.

ÖVP nimmt NEOS-Antrag als Vorlage
Besonders schmerzvoll für die Pinken dürfte dabei sein, dass die ÖVP just jenen Antrag erneut einbringen will, den die NEOS-Gemeinderätin Bettina Emmerling bereits im vergangenen Sommer eingebracht hatte. Damals setzten sich die NEOS kämpferisch für eine Gleichstellung der beiden Schulmodelle ein. „Die Bevorzugung der verschränkten Ganztagsschulen ist als willkürlich einzustufen und widerspricht jedem Anspruch auf Gleichbehandlung. Rund 18.000 Wiener Kinder und Eltern werden einer massiven Benachteiligung ausgesetzt“, ist in dem - abgelehnten - Antrag zu lesen. Zu einer ähnlichen Einschätzung war, wie berichtet, auch Volksanwalt Walter Rosenkranz gekommen.

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Rund 18.000 Wiener Kinder und Eltern werden einer massiven Benachteiligung ausgesetzt.

NEOS-Antrag im Wiener Gemeinderat betreffend Gleichstellung der Ganztagsschulen vom Juni 2020

Das war allerdings im Juni vor der Wien-Wahl, aus der die NEOS als neuer Koalitionspartner der SPÖ hervorgingen. Im November von krone.at auf die Petition der Elternvertreter angesprochen, hieß es dann aus dem Büro von NEOS-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr: „Die aktuellen Angebotsformen gilt es weiter auszubauen und zu prüfen, ob eine Erweiterung für weitere Schulformen möglich ist.“

„Nicht nur unfair, sondern vollkommen ungerechtfertigt"
Die ÖVP ortet deshalb ein „weiteres gebrochenes Wahlversprechen“ und will den Antrag beim nächsten Gemeinderat noch einmal stellen. „Dann sehen wir, ob die NEOS erneut nach der Wahl auf ihre Position vergessen haben“, sagt ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß gegenüber krone.at. „Wir schließen uns den Elternvertretern inhaltlich an. Bis zu 2500 Euro pro Jahr mehr zu bezahlen, nur weil man nicht das ideologische Modell der verschränkten Ganztagsschule wählt, ist nicht nur unfair, sondern vollkommen ungerechtfertigt“, so Zierfuß.

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Welche Form der Betreuung Eltern wählen, sollte nur nach der bestmöglichen Vereinbarkeit und nicht nach den Kosten entschieden werden müssen. Diese Ungleichbehandlung trifft vor allem Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher.

Harald Zierfuß, Bildungssprecher der Wiener ÖVP

Indessen hat die Petition mit der Forderung nach einer finanziellen Gleichstellung der beiden Schulmodelle infolge des „Krone“-Berichts die 3000er-Marke bei den Unterschriften am Montag überschritten, Tendenz weiter steigend. Vielleicht auch ein Signal für den Landeselternverband, in der Sache aktiv zu werden. Bislang stießen die Elternvertreter mit ihrer Kritik dort nämlich zwar auf interessierte, aber letztlich doch taube Ohren, wie es gegenüber krone.at hieß.

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