Neues Gemeindezentrum
Schaufelt Lech nun weiter am Millionen-Grab?
Das umstrittene neue Gemeindezentrum in Lech war das Prestigeprojekt von Alt-Bürgermeister Ludwig Muxel. Nun ist Stefan Jochum als Gemeindeoberhaupt am Zug, doch der zweiteilige Gebäudekomplex ist immer noch nicht vom Tisch. Erstaunlich ist das nicht nur wegen der hohen Kosten von 40 Millionen Euro und der gleichzeitig immer bescheidener gefüllten Gemeindekassa.
Normalerweise brummt es zu dieser Jahreszeit in Lech. Nicht nur die Skilifte rattern an strahlend schönen Sonnentagen wie diesen, auch die Hotels sind in gewöhnlichen Jahren mit dem lauten Geschnatter internationaler Touristen erfüllt. Heuer aber ist es still in Lech. Keine Lifte, keine Touristen, kein Geld. Umso befremdlicher ist es, dass man in der Gemeinde immer noch überlegt, das neue Gemeindezentrum zu bauen: zwei Gebäude, 40 Millionen Euro.
Vor der letzten Bürgermeisterwahl mehrten sich die Stimmen, die das Projekt für den Auswuchs eines von Bürgermeister Muxel entwickelten Größenwahns hielten. Das Ergebnis war Muxels Abwahl, an seiner statt hält nun Stefan Jochum das Zepter in der Hand. Er war angetreten, um das überdimensionierte Projekt zu stoppen und komplett neu zu überdenken. Nun ist Jochum seit Monaten im Amt, das Projekt aber noch nicht gestorben.
Erst am Mittwoch wurden Kräne auf der Baustelle aufgebaut, um die Höhe der geplanten Gebäude zu simulieren. „Das Interesse der Bevölkerung war erfreulich hoch. Es gab zahlreiche positive Reaktionen. Viele haben sich die Gebäude nämlich höher vorgestellt“, berichtet Stefan Jochum. Das klingt nicht mehr nach unbedingtem Bau-Stopp.
Warum die Gemeinde immer noch überlegt, den Bau nach Fertigstellung der bereits ausgehobenen Tiefgarage weiterzuführen, erklärt Jochum so: „Wir müssen uns überlegen, was wir uns leisten können. Können wir es uns leisten, das Gemeindezentrum zu bauen? Können wir es uns leisten, aus den Verträgen auszusteigen?“ Letzteres sei laut Bürgermeister gar nicht so einfach, sowohl der Hochbau als auch die Zimmermannsaufträge sollen bereits vergeben worden sein. Wann genau diese Aufträge unterzeichnet wurden, darüber konnte Jochum aber keine Angaben machen, was viele in Lech verärgert.
Der Bürgermeister sagt selbst, dass das Projekt schon vor Corona ein finanzieller Husarenritt war und die Situation nun natürlich noch prekärer, noch existenzieller sei - ein absolutes „Nein“ zum Gemeindezentrum ist ihm aber nicht zu entlocken. Bis zum Frühjahr soll jedenfalls eine Entscheidung gefällt werden, bis dahin kann aufgrund des Winters ohnehin nicht gebaut werden.
Angesichts der enormen finanziellen Ausfälle durch zwei verhunzte Wintersaisonen wundern sich manche Lecher aber trotzdem, dass es immer noch Stimmen gibt, die einen Projekt-Abbruch als Gesichtsverlust darstellen. Manche nennen die Sache auch nur noch „absurd“. Aber immerhin ist die Variante mit einem integrierten Kaufhaus (KaDeWe) vom Tisch. Wobei man nicht vergessen sollte, warum sich Muxel damals an René Benko gewandt hat: Weil das Projekt ohne potenten Mieter nicht finanzierbar gewesen wäre.
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