Noch nicht geimpft

Putin zu alt für russischen „Sputnik V“-Impfstoff

Ausland
17.12.2020 14:01

Im Rahmen seiner jährlich groß inszenierten Pressekonferenz am Donnerstag rief der russische Präsident Wladimir Putin alle Russen dazu auf, sich impfen zu lassen. Er selbst wolle dem Beispiel folgen, sobald das für seine Altersgruppe möglich ist, derzeit schätzen Behörden den Impfstoff für Menschen über 60 Jahre noch als ungeeignet ein. Putin äußerte sich während der mehrstündigen Fragerunde auch zum Giftanschlag auf seinen Kritiker Alexej Nawalny - hätte man diesen umbringen wollen, hätte das auch funktioniert, so der Kremlchef trocken. Eine Teilnahme an der Präsidentenwahl 2024 ließ er offen.

Laut Putin sei Russland gut durch die Pandemie gekommen, „möglicherweise besser als andere Länder“. In allen Regionen laufen bereits die Massenimpfungen mit dem von eigenen Forschern entwickelten Impfstoff „Sputnik V“. „Wir haben einen guten Impfstoff: Sicher und effizient.“ Bis jetzt gebe es aber noch nicht genügend Kapazitäten, die erforderliche Menge an Impfstoff in Russland zu produzieren.

„Für solche wie mich gibt es bisher keinen Impfstoff“
Auch Putin selbst möchte sich impfen lassen, jedoch erst, wenn die russischen Behörden das offizielle Startsignal geben. „Ich bin ein gesetzestreuer Mensch. Ich halte mich an die Empfehlungen. Für solche wie mich gibt es bisher keinen Impfstoff. Ich mache das, sobald es möglich ist“, sagte Putin. Der Präsident würde damit wohl auch seinem britischen Amtskollegen Boris Johnson folgen, der sich ebenfalls bald impfen lassen möchte.

Das international vermarktete Mittel „Sputnik V“ ist nach Aussagen Putins „effektiv und ungefährlich - Spezialisten sagen, dass sein Schutz 96-97 Prozent erreicht.“ Nach Angaben der russischen Gesundheitsbehörden ist es allerdings nicht für Menschen über 60 Jahre geeignet. Ein Impfstoff für ältere Menschen solle aber bald verfügbar sein, hieß es.

Pressestatements nur per Video
Wegen der epidemiologischen Situation wurde Putin aus seiner Vorstadtresidenz in Nowo-Ogarjowo zugeschaltet. Der Staatschef nimmt seit Monaten wegen der Pandemie nur äußerst selten Termine außerhalb der Residenz wahr. Im flächenmäßig größten Land der Erde gibt es trotz hoher Infektions- und Todeszahlen keinen neuen Lockdown. Russland hatte nach offiziellen Angaben am Donnerstag 28.200 neue Corona-Infektionen. Die Anzahl der Toten stieg um 587 auf nun 49.151.

Nawalny nicht wichtig genug“
Mit Spannung wurde auch auf eine Reaktion des Kremlchefs auf die Vorwürfe seines schärfsten Gegners Alexej Nawalny gewartet. Putin wies die Medienberichte, wonach Agenten des russischen Geheimdienstes FSB den Kritiker mit dem Kampfmittel Nowitschok vergiftet hätten, vehement zurück. Nawalny sei nicht wichtig genug: „Wenn das jemand gewollt hätte, dann hätte er das auch zu Ende geführt“, meinte Putin salopp. 

US-Geheimdienste sollen Nawalny geholfen haben, Behauptungen gegen russische Agenten aufzustellen. Hoffnungsvoll zeigte sich Putin dennoch, dass sich das Verhältnis zu den USA durch die Wahl Bidens zum nächsten Präsidenten verbessern wird. Putin hatte Biden als einer der letzten Staatschefs zum Wahlsieg gratuliert - mit der neuen Regierung sei es aber möglich, teils neu aufgetretene Probleme wieder zu lösen.

Putin lässt Teilnahme an Präsidentenwahl 2024 offen
Offen ließ Putin, ob er 2024 für eine fünfte Amtszeit kandidieren wird. „Ich habe für mich die Entscheidung noch nicht getroffen, ob ich bei den Wahlen 2024 antreten werde oder nicht“, sagte er. „Aber formal habe ich die Erlaubnis des Volkes“, erklärte der 68-Jährige bei dem Großereignis, das wegen der Corona-Pandemie erstmals im Videoformat abgehalten wurde.

Anfang Juli hatte Russland seine Bürger über eine von Putin initiierte, umstrittene Verfassungsänderung abstimmen lassen. Sie stieß vor allem deshalb auf Kritik, weil sie Putins bisherige vier Amtszeiten auf null setzt. Er kann damit 2024 wieder zur Wahl antreten und dann 2030 noch einmal. Nach der alten Verfassung hätte er den Kreml 2024 verlassen müssen.

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