Kultur im Lockdown

Eva Müller und die Körperlichkeit des Tanzes

Tirol
16.12.2020 16:00

Eva Müller ist Tanzchoreografin, Tänzerin und Tanzpädagogin. Seit 12 Jahren lebt sie wieder, nach einigen Jahren in Salzburg und London, in ihrer Heimatstadt Innsbruck. Die weit gereiste und immer noch international agierende Tanz-Künstlerin hat sich trotz heimatlicher Enge ihre Kompromisslosigkeit bewahrt.

Reibung, Irritation, Provokation. Das sind Worte, die Eva Müller leicht über die Lippen gehen. All das sollen nämlich ihre Tanzwerke bei den Zuschauern anstoßen. Vor allem das Körperliche ist für sie entscheidend. „Der zeitgenössische Tanz arbeitet mit Körper, Raum, Timing und Distanz“, erklärt sie. All das seien auch Aspekte ihres Schaffens, die für die Rezipienten ihrer Stücke unmittelbar, direkt und ohne großes Theoriewissen funktionieren sollen. „Die Zuschauer müssen sich einfach nur darauf einlassen“, betont sie.

Tanzen würde in Isolation heilen
Auch körperlich-sinnliche Defizite durch das verstärkte Ausbleiben von Umarmungen oder dem Händedruck komme der Kunstform Tanz aktuell sehr entgegen. „Nicht die Sprache, sondern die körperlichen und damit einhergehenden energetischen Formen machen uns letzten Endes zu Menschen“, konkretisiert Müller. „In Zeiten der Isolierung würden uns sich bewegende, tanzende, vibrierende und erzählende Körper irrsinnig nähren und womöglich auch heilen“, so die Künstlerin. Dass das Tanzen derzeit nicht möglich ist, empfindet Müller auch persönlich als belastend.

Sie versuche aber für sich selbst „konsequent zu trainieren“ und „im kreativen Prozess zu bleiben“. So habe sie etwa neue künstlerische Konzepte geschrieben, welche die Corona-Situation mitdenken. Sowohl das Fehlen von ansonsten für sie wichtigen interaktiven Elementen mit ihrem Publikum als auch die veränderte Raumsituation spielten dabei eine Rolle. Einzig und allein die Dauer des Lockdowns könnte sie noch überzeugen, neue Formate zu finden.

Hoffnung auf Arbeitserlaubnis
„Das soll dann aber ein eigenes für dieses Medium konzipiertes Werk sein und kein Online-Stream“, denkt sie laut nach. Aktuell ist sie mit dem Organisieren von Budgets und dem Verschieben von Aufführungen für die „Zeit danach“ beschäftigt. „Ich hoffe, dass wir bald weitermachen dürfen“, schließt sie.

Markus Stegmayr, Kronen Zeitung

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