Neos-Auswertung

Viele Politiker sind wortkarg bei Reden im Landtag

Tirol
16.12.2020 12:00

36 Abgeordnete sitzen im Tiroler Landtag. Wer von ihnen kann die meisten Redebeiträge vorweisen? Das zeigt eine Neos-Auswertung der ersten 18 Sitzungsprotokolle - von März 2018 bis Juli 2020. Prädikat: Aufschlussreich!

In den Sitzungen des Parlaments des Bundeslandes Tirol wird bekannterweise rege diskutiert. Wie sehr das von den jeweiligen Abgeordneten ernst genommen wird, haben sich die Neos im Detail angesehen. Sie haben die Redebeiträge der jeweiligen Abgeordneten gezählt und ein Ranking erstellt. Achtung: Berichterstatter werden hierbei nicht gelistet.

Sint vor Oberhofer und Haselwanter-Schneider
Mit 221 Redebeiträgen führt Markus Sint (Liste Fritz) das Ranking an - auch deshalb, weil er immer wieder mündliche Nachfragen am Ende der Sitzungen auf seine schriftlichen Anfragen gestellt und hier oftmals das Wort erhalten hat. Den zweiten Platz sichert sich mit 168 Redebeiträgen Neos-Klubchef Dominik Oberhofer. An dritter Stelle reiht sich Andrea Haselwanter-Schneider, Klubobfrau der Liste Fritz, ein - und zwar mit 142 Redebeiträgen.

Die Top 10 vervollständigen: Elisabeth Blanik (SPÖ, 136), Andreas Leitgeb (Neos, 110), Evelyn Achhorner (FPÖ, 100), Markus Abwerzger (FPÖ, 98), Jakob Wolf (ÖVP, 87), Michael Mingler (Grüne, 84) sowie Georg Kaltschmid und Gebi Mair (Grüne, beide 79).

Alle Parteien scheinen unter Top 10 auf
Demnach sind alle Parteien unter den besten Zehn vertreten. Auffallend ist, dass von jenen zwei Parteien, die mit zwei Abgeordneten im Landtag sitzen - Liste Fritz und Neos - jeweils beide Politiker zu den redefleißigsten zählen. Vom 17-köpfigen ÖVP-Team ist hingegen nur ein Abgeordneter vertreten, ebenso vom Sechserteam der SPÖ - von den Grünen sind es drei, von der FPÖ zwei Abgeordnete.

ÖVP-Politiker „glänzen“ am Ende des Rankings
Blickt man auf das Ende der Auflistung, sticht einem eine Partei besonders ins Auge: die ÖVP. Die zehn „redefaulsten“ Abgeordneten gehören den Schwarzen an. Schlusslicht dabei ist mit vier (!) Beiträgen Sonja Ledl-Rossmann, die jedoch als Präsidentin des Landtages meist den Vorsitz inne hat. Gefolgt von Josef Edenhauser (16), Martin Wex (er war anfangs Ersatzkandidat von Kathrin Kaltenhauser) und Stefan Weirather (beide 17), Martina Nowara (18), Heinz Kirchmair (26), Alois Margreiter (29), Barbara Schwaighofer (30), Dominik Mainusch und Sophia Kircher (jeweils 34 Beiträge).

Kein einziges Wort an einem Sitzungstag
Jeder von ihnen war zwischenzeitlich derart wortkarg, dass er an einem ganzen Sitzungstag kein Wort von sich gab. In diese Kategorie fallen auch Christofer Ranzmaier (FPÖ) und Claudia Hagsteiner (SPÖ).

Der erste Vizepräsident, Anton Mattle (ÖVP), reiht sich mit 70 Redebeiträgen auf dem 14. Platz ein, die zweite Vizepräsidentin, Stephanie Jicha (Grüne), landet mit 68 Redebeiträgen knapp dahinter auf Rang 15.

Dornauer mit dem schwarzen Peter
Die Klubobmänner aller Parteien scheinen in der ersten Hälfte des Rankings auf. Den schwarzen Peter hat hierbei SP-Chef Georg Dornauer. Mit 63 Redebeiträgen liegt er auf dem 16. Platz.

Und wo sind die Gagenkaiser - die „Krone“ berichtete - zu finden? Mario Gerber (ÖVP) hat mit 42 Redebeiträgen den 22. Platz inne. Auch Martin Wex (ÖVP) fällt von den finanziell besser gestellten Politikern mit Platz 33 (17 Redebeiträge) negativ auf - aber, wie erwähnt, er fehlte am Anfang.

22-h-Sperrstunde von Wortkargen missachtet
Apropos negativ: Jene Landtagsabgeordneten, die Mitte Oktober - wie berichtet - die 22-Uhr-Sperrstunde „übersehen“ hatten, trumpfen mit ihrem Redeeinsatz nicht wirklich auf: Sonja Ledl-Rossmann: letzter Platz; Stefan Weirather: 33. Platz; Barbara Schwaighofer: 29. Platz. Besser positioniert sind Georg Dornauer auf dem 16. und Jakob Wolf auf dem 8. Platz.

"Es zeigt sich, wer hier fleißig arbeitet“
“Wir stehen für Kontrolle und Transparenz. Es wird klar ersichtlich, welche Klubbüros fleißig arbeiten und welche nicht. Fakt ist, dass gute Klubdirektoren sowie eine gute Vorbereitung notwendig sind. Je weniger Zeit man für die Vorbereitung opfert, desto weniger ist man auch im Stande, Inhalte zu präsentieren", betont Neos-Klubobmann Dominik Oberhofer.

Zahlen, Daten, Fakten
In den 90er Jahren hat die Landtagsdirektion noch Buch über die Redebeiträge der einzelnen Abgeordneten geführt. Doch wann und aus welchen Gründen wurde das eingestellt? Die „Tiroler Krone“ hat nachgefragt. „Im Tiroler Landtag wurden weder in dieser noch in der vergangenen Legislaturperiode offizielle Aufzeichnungen über die Zahl bzw. die Dauer von Redebeiträgen der Abgeordneten geführt“, klärt Maximilian Oswald von der Landtagsdirektion auf.

Gesetzlich gebe es hier keine Grundlagen, dies zu tun. „Auch gab es keine entsprechenden politischen Initiativen, solche Zählungen durchzuführen. Sollte sich dies ändern, wäre ein Konsens dazu im Obleuterat herzustellen“, so Oswald. Laut „Krone“-Insidern sei die Buchführung nicht mehr gewünscht gewesen, zudem habe der Arbeitsaufwand eine Rolle gespielt.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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