Analyse von Forschern

Pandemie senkt Lebenserwartung in Europa deutlich

Wissenschaft
10.12.2020 11:49

Ein Forscherteam hat berechnet, wie sich die Pandemie auf die Lebenserwartung in verschiedenen Teilen der Welt auswirken könnte. Aufgrund der Bevölkerungsstruktur wird die Corona-Krise in Europa und den USA mehr Lebensjahre kosten als beispielsweise im Süden Afrikas. Für jeden Zuwachs der Infizierten-Zahl um zehn Prozent sinkt die durchschnittliche Lebenserwartung in der EU und Nordamerika (derzeit 79,2 Jahre) um ein Jahr.

Die Forscher gehen davon aus, dass ein Infizierten-Zuwachs um zehn Prozentpunkte in Südostasien (Lebenserwartung: 73,3 Jahre) „nur“ einen Verlust von 0,7 Lebensjahren zur Folge hat. Im südlichen Afrika - mit seiner deutlich niedrigeren Lebenserwartung von im Schnitt 62,1 Jahren - kostet eine um diese Marke höhere Virus-Verbreitung im Schnitt um die 0,4 Lebensjahre.

Deren Simulationen beruhen auf Zahlen einer Studie aus der chinesischen Ursprungsprovinz des SARS-CoV-2-Virus, Hubei, wonach die Todesraten zwischen null Prozent bei Null- bis Neunjährigen und nahezu acht Prozent bei Über-80-Jährigen lagen. Das kombinierten die Forscher mit Daten zur Bevölkerungsstruktur in diesbezüglich vergleichbaren Weltregionen. Dies waren hier Europa und Nordamerika, Lateinamerika und die Karibik, Südostasien sowie Afrika südlich der Sahara. Auf dieser Basis berechnete das Team, wie sich die Lebenserwartung verändern würde, wenn zwischen einem und 70 Prozent der jeweiligen Bevölkerung mit dem Coronavirus infiziert wären.

Bis zu neun Lebensjahre weniger bei Infektionsrate von 50 Prozent
Da aufgrund der Altersstruktur unter diesen stark vereinfachten Grundannahmen davon auszugehen wäre, dass altersbedingt in Europa und Nordamerika durchschnittlich jeder Einhundertste, und im verhältnismäßig jungen südlichen Afrika lediglich jeder Fünfhundertste stirbt, ergaben sich die deutlichen Unterschiede. Während sich in dem Szenario, dass nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung an Covid-19 erkrankt, kaum Auswirkungen auf die Lebenserwartung ergeben, könnten sich bei einer Rate von 50 Prozent Erkrankungen in Europa und Nordamerika Verluste von drei bis neun Jahren einstellen.

Trend zu immer höherer Lebenserwartung könnte durchbrochen werden
In Lateinamerika und der Karibik läge der Wert zwischen drei und acht, in Südostasien zwischen zwei und sieben und im Süden Afrikas zwischen einem und vier Jahren, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Arbeit. Derartige, wenn auch unwahrscheinliche Entwicklungen könnten also den allgemeinen Trend in Richtung immer höherer Lebenserwartung in vielen Ländern durchbrechen.

Die Studie wurde im Fachblatt „Plos One“ veröffentlicht. Die Berechnungen führten die Wissenschaftler Guillaume Marois, Raya Muttarak und Sergei Scherbov vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien und dem Wiener Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital aus.

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