Aufholbedarf in Praxis

Maskenverweigerer an Schulen: Nur „einzelne Fälle“

Österreich
09.12.2020 13:32

An Österreichs Schulen sind Maskenverweigerer bisher kaum Thema, zeigt ein Rundruf bei Bildungsministerium, Lehrer- und Elternvertretern. „Das sind einzelne Fälle, die sehr laut schreien“, betonte Martin Netzer, Generalsekretär im Bildungsministerium. Es gebe zwar vereinzelt Eltern, die - teils mit Musterbriefen organisierter Gruppen - Schulen bei Durchsetzung der Maskenpflicht mit Klagen drohen. Massenphänomen sei das aber keines, so auch die Lehrervertreter. In der Masken-Praxis gebe es allerdings noch Aufholbedarf bei der „Umsetzung mit Augenmaß“, berichtete Elisabeth Rosenberger, Sprecherin der Elternvereine.

Man müsse hier unbedingt zwischen jenen unterscheiden, deren Kinder tatsächlich wegen einer Vorerkrankung keine Maske tragen können und jenen, die die Maske aus einer Verweigerungshaltung heraus ablehnen, so Netzer. Sprechen gesundheitliche Gründe gegen das Maskentragen, könne das Kind im Fernunterricht bleiben.

„Kein Verständnis“ für Verweigerungshaltung
Auf der anderen Seite gebe es derzeit eine Flut von E-Mails, die unabhängig vom Schulstandort an Bildungsdirektionen in mehreren Bundesländern geschickt werden. „Da geht es ein bisschen um eine Verweigerungshaltung grundsätzlicher Natur, die oft auch von gesellschaftlichen Randgruppen ausgeht. Und da haben wir kein Verständnis“, sagte Netzer. Immerhin gehe es bei der Maskenpflicht nicht um das eigene Wohlbefinden, sondern um eine Verantwortung gegenüber seinem Umfeld.

Insgesamt seien die Bildungsdirektionen aber bisher mit dem Thema Maskenverweigerung kaum konfrontiert. „Das war größer angekündigt als es tatsächlich war“, erklärte Netzer. Sowohl in Kärnten als auch in Oberösterreich hätten angekündigte Elternproteste schlussendlich „nur sehr minimal“ stattgefunden. Die Handlungsanleitung des Ministeriums, die Ende vergangener Woche für den Fall von Klagsandrohungen an die Schulen gegangen ist, sei eher eine Vorsichtsmaßnahme gewesen.

„Wenige sehr laute Stimmen“
Es handle sich sicher um kein Massenphänomen, eher um „wenige sehr laute Stimmen“, betonte auch AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß (FCG). Viele Eltern seien vielmehr froh über die zusätzlichen Schutzmaßnahmen, in den AHS-Unterstufen hätten manche Schüler bereits vor dem Lockdown aus Sorge vor einer Ansteckung freiwillig Mund-Nasenschutz getragen. Unter den Pädagogen habe es durchaus Sorge gegeben wegen der Klagsdrohungen, allerdings habe das Ministerium mittlerweile schon festgehalten, dass es sich bei der Durchsetzung der Maskenpflicht um eine Dienstpflicht der Lehrer handelt und diese deshalb auch nicht haftbar gemacht werden können.

Auch der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) bekommt nach seinen Angaben vor allem Anfragen von Eltern, die sich mehr und nicht weniger Schutzmaßnahmen im Unterricht wünschen. Bei den wenigen Fällen, in denen Eltern sich gegen die Maskenpflicht wehren, reiche allerdings in den meisten Fällen gute Kommunikation aus. Die Lehrer seien punkto Maskenpflicht ohnehin dazu angehalten, den Schülern regelmäßige Maskenpausen zu ermöglichen, betonte Netzer.

„Es gibt die gesamte Bandbreite an Wahnsinnigkeiten“
In der Praxis gebe es allerdings noch Aufholbedarf bei der „Umsetzung mit Augenmaß“, die das Ministerium einfordert, berichtete Elisabeth Rosenberger, Sprecherin der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV). „Momentan gibt es die gesamte Bandbreite an Wahnsinnigkeiten“, sagte sie. Ihr sei etwa aus der Steiermark von Turnunterricht mit Maske berichtet worden. Die Lehrer müssten die Maskenpausen auch wirklich nutzen und die Maskenpflicht „mit Hausverstand umsetzen“, so ihre Forderung. Insgesamt sei eine Maskenpflicht auch im Unterricht auf jeden Fall eine Belastung für die Schüler. „Aber es ist genauso eine große Belastung, nicht in die Schule gehen zu können.“

„Absolute Einzelfälle" von Verweigerung unter Pädagogen
Nicht nur unter Eltern, auch unter den Lehrern kommt Maskenverweigerung derzeit kaum vor. „Das sind absolute Einzelfälle“, sagte Ministeriums-Generalsekretär Netzer. In Österreich hätten die Pädagogen vielmehr dafür gekämpft, über den normalen Mund-Nasenschutz hinaus flächendeckend FFP2-Masken zu bekommen. Auch AHS-Lehrervertreter Weiß und der Vorsitzende der ARGE Lehrer Kimberger wissen nur von ganz vereinzelten Fällen. Die Rechtslage ist hier allerdings klar: Das Tragen des Mund-Nasenschutzes gehört zu den Dienstpflichten der Pädagogen, Verweigerer haben dementsprechend mit dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechnen.

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