Binnen fünf Monaten

Tragödie in der Steiermark: Vater und Sohn tot

Steiermark
03.12.2020 08:00

Was sagt man einer Frau, die gerade ihren Sohn verloren hat, davor ihren Mann? Da gibt es kein einziges Wort des Trostes. „Nichts kann sie mir zurückbringen.“

Im Herrgottswinkel in der guten Stube brannte seit 2. Juli eine Kerze, für den verstorbenen Ehemann. Im Kuhstall ist er zusammengebrochen, einfach so, beim Melken. „Mich packt’s beim Herz“, hatte er vorher noch zu seiner Frau gesagt, sich an die Brust gegriffen, dann ist er zusammengesackt.

Seit 17. November sind es zwei Kerzen. Seit auch noch der Bub gestorben ist. Mit 17 Jahren. Auf der Heimfahrt mit dem Moped beim Linksabbiegen in Herbersdorf bei Stainz, keine 150 Meter von seinem Elternhaus entfernt. „Wir haben das Geräusch von seinem Moped gekannt. Der Bua kommt, hab’ ich noch zu meinem zweiten Sohn gesagt“, schildert die Mutter. „Dann war da der Klescher.“

Und dann nichts mehr. Stille. In der Sekunde, sagt sie, hat sie gewusst, dass da etwas passiert ist. Etwas Schreckliches. „Eine Mutter spürt das.“ Der ältere Bruder rannte runter zur Unfallstelle, leistete Erste Hilfe. Doch er konnte für den Jüngeren nichts mehr tun.

„So stark ist niemand, dass er sowas aushalten kann"
Thomas (20) war es auch, der bei seinem Vater Erste Hilfe im Stall geleistet hatte, ihn zurückholen wollte ins Leben, gekämpft hat bis zum Schluss. Wie das der junge Mann aushält? „Ich hab’ durch meinen Beruf in der Pflege mit dem Tod zu tun. Aber wenn es die eigene Familie trifft ... “ Er starrt auf seine Hände, die er jetzt immer irgendwie beschäftigen muss, gerade baut er ein Glashaus. Aber angekommen, dass der Vater tot ist, der Bruder auch, das ist es noch nicht wirklich bei ihm.

„Du bist so eine starke Frau, wenn jemand das derpackt, dann du.“ Wenn die Mutter diese Worte hört, und die hört sie oft, aus Mitgefühl, als Beileid, als ein schwacher Versuch des Trostes, dann kann sie nur bitter lächeln. „Ich hab’ meinen Mann verloren, jetzt noch meinen Sohn. So stark ist niemand, dass er sowas aushalten kann.“ Im Moment nimmt sie starke Beruhigungstropfen, „aber ewig geht das nicht“. Sie hat Angst, dass sie die blanke Erkenntnis dann noch härter trifft, mit voller Wucht.

Der Bernhard, der so präsent war. So fleißig. Sich so für die kleine Landwirtschaft mit den paar Kühen interessiert hat. „Er hat alles gemacht, gemäht, gemolken, die Tiere versorgt. Er war so ein guter Bub.“ Wer das alles jetzt machen soll? Die Steirerin zuckt mit den Schultern. Es ist gar nicht sicher, ob sie und der Sohn weiter da bleiben. An dem Ort, den sie lieben. Aber von dem aus sie ständig auf das Marterl sehen, unter dem der Bub gestorben ist. Aber diesen Abschied auch noch zu nehmen, schafft die Frau das? „Wenn ich mich jetzt ablenken will, geh ich zu den Kühen, kümmere mich um meine Katzen, unseren alten Hund. Wenn mir das auch noch genommen wird ...“

Weihnachten hat heuer keine Bedeutung
Um die Zeit, erzählt sie, hat sie sonst schon die Kekserl gebacken, das Haus geschmückt, „Weihnachten war immer etwas ganz Besonderes für uns.“ Heuer wollen sie und der Thomas nichts hören davon. Es gibt keinen Trost. Nur Trauer.

Die Familie betont, dass sie keine Spenden haben möchte. Wenn Sie aber Steirern, die in Not geraten sind, helfen möchten, das ist unser Konto dazu:
„Die Krone hilft“- Steiermark
IBAN: AT07 2081 5025 0071 8404

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