Sabotage-Akte auf Züge

Terror-Prozess gegen irakisches Paar in Wien

Wien
01.12.2020 20:44

Einst war ein Ehepaar aus dem Irak geflüchtet, lebte gut bei uns in Wien. Er arbeitete, sie war daheim bei den Kindern. Keine Beschwerden, keine Vorstrafen. „Eine unauffällige Familie“, sagt der Staatsanwalt, „aber lassen Sie sich nicht täuschen.“ Vier Anschläge auf Personenzüge in Deutschland sollen auf das Konto des Paares gehen!

Sie kamen 2011 bzw. 2012 nach Österreich: „Eine unauffällige Familie“, sagt der Staatsanwalt, „aber unter der Fassade schlummert etwas ganz anderes.“ Nämlich: die Weltanschauung des Islamischen Staates, des IS. Die wollte man in die Welt hinaustragen: „in Form von Anschlägen, die größtmögliche Schäden anrichten“. Anschläge auf Züge sollten es sein, wie es der IS als Ziele vorgibt - samt Anleitung, wie das geht.

Wollte Vier ICE-Züge zum Entgleisen bringen
Was der Staatsanwalt beschreibt, ist für uns im behüteten Österreich schwer vorstellbar: Viermal versucht der Mann (44), in Deutschland ICE-Züge zum Entgleisen zu bringen. Ausschließlich Personenzüge. Er fährt hin, recherchiert Zug- und Fluchtpläne. Kauft in Österreich im Baumarkt ein, zimmert Tatwerkzeuge zusammen. Fährt wieder nach Deutschland, positioniert Keile auf den Geleisen, hinterlässt IS-Drohbotschaften. Das Entgleisen geht schief. „Technisch nicht gut ausgeführt“, wird der Gutachter später sagen.

Er versucht es noch zweimal mit Drahtseilen, das letzte Mal in Berlin: Er will „Deutschland im Herzen treffen“. Die Züge werden beschädigt, entgleisen aber nicht. Er hat wieder IS-Botschaften hinterlassen, ein Video vom Anschlag verbreiten er und der IS.

Vorlage für IS-Botschaft im Drucker vergessen
Auf die Schliche kommt man ihm, weil er seine IS-Botschaften mit einem öffentlichen Drucker hergestellt und dort die Vorlage vergessen hat. Zahlreiches einschlägiges Material findet sich bei ihm, Spuren von ihm und seiner Frau (im Bild unten vor Gericht) sind auf den Tatwerkzeugen.

Er wollte weitermachen mit den Anschlägen, sagte er einst. Und, dass er dem IS dankbar sei. Jetzt ist die Verantwortung des Paares eine andere: Er will nur an den beschädigten Zügen schuld sein, sie will nichts vom Treiben ihres Gatten mitbekommen haben. Vom angeklagten Mordversuch will keiner etwas wissen: „Ich wollte niemandem schaden“, so der Mann. Auch Mitglied einer terroristischen Vereinigung sei man keinesfalls.

Mit dem IS habe man nur zum Schein geworben, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Er habe den Abzug deutscher Truppen aus dem Irak erzwingen wollen: „Ich war nie ein Sympathisant oder Unterstützer des IS.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

Kronen Zeitung

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