Grazer Schloßberg:

Weißrussisches Autorenpaar im Schreib-Exil

Steiermark
01.12.2020 16:50

Es war kein leichtes Unterfangen, das Autorenpaar Julia Cimafiejeva und Alhierd Bacharevic aus ihrer Heimat loszueisen und nach Graz zu bringen, denn die Repressionen in Belarus nehmen massiv zu. Die beiden Künstler engagieren sich für die friedlichen Proteste der Bürger gegen Diktator Alexander Lukaschenko.

„Die Regierung von Belarus befindet sich in einem Krieg mit dem eigenen Volk“, beschreibt Alhierd Bacharevic die Lage in seiner Heimatstadt Minsk. Selbst kleinste Gesten des Protests, wie etwa das Tragen weißer und roter Bänder oder der Satz „Wir werden nicht vergessen“, werden mit langjährigen Haftstrafen geahndet. „Die Polizei geht so brutal gegen das Volk vor, dass allein am letzten Wochenende mehr als 20 Menschen ins Spital mussten, gut 400 wurden verhaftet“, ergänzt seine Frau und Schriftstellerkollegin Julia Cimafiejeva.

„Wir mussten uns oft verstecken“
„Ab Ende Oktober war uns klar, dass wir eine Zuflucht brauchen“, erzählt Bacharevic weiter. „Wir mussten mehrfach vor der Polizei flüchten und uns verstecken.“ Dass es ausgerechnet Graz geworden ist, wo der Autor bereits vor 14 Jahren einen kurzen Stipendienaufenthalt hatte, freut ihn sehr. „Wir fühlen uns hier sicher, können endlich in der Früh aufwachen ohne Angst, von der Polizei abgeholt zu werden.“

Sechs Monate Arbeitsaufenthalt in Graz
Ein halbes Jahr lang dauert ihr Aufenthalt im Cerrini-Schlössl, dem Haus der Autoren auf dem Grazer Schloßberg. Was danach kommt, wissen sie noch nicht. „Wir hoffen, die friedliche Revolution in Belarus war bis dahin erfolgreich, und wir können mit Sekt und Wein zurückfahren, um zu feiern. Aber realistisch ist das wohl nicht.“ Für den Notfall bemüht sich Luise Grinschgl von der Kulturvermittlung Steiermark, die das „Writer in Exile“-Programm betreut, um ein Anschluss-Stipendium entweder in Graz oder in einer anderen europäischen Stadt. Wie erfolgreich das Programm ist, beweisen Aslı Erdoğan und Sihem Bensedrine, zwei prominente Ex-Gäste im Cerrini-Schlössl.

Julia Cimafiejeva und Alhierd Bacharevic wollen die Zeit in Graz nützen, um das Erlebte der letzten Monate zu Papier zu bringen. Und die friedliche Revolution in ihrer Heimat zumindest aus der Ferne zu unterstützen. Einige Bücher der beiden Autoren sind übrigens schon in deutscher Sprache erschienen.

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