Studie zu Corona-Krise
Noch keine Auswirkungen auf Lebenszufriedenheit
Die Corona-Krise zeigt bisher noch keine Auswirkungen auf die allgemeine Lebenszufriedenheit. Dies berichtete die Statistik Austria am Dienstag unter Berufung auf vorläufige Daten einer aktuellen EU-Studie. Bei der Studie im Vorjahr hatten die Österreicher ihre Lebenszufriedenheit durchschnittlich mit 8 von 10 Punkten angegeben, nur Finnen und Iren waren noch zufriedener.
Die Lebenszufriedenheit ist einer von 31 Indikatoren der Erhebung „Wie geht‘s Österreich“, die jährlich von der Statistik Austria in Zusammenarbeit mit unabhängigen Experten durchgeführt wird. Heuer steht diese wegen der Corona-Krise unter besonderen Vorzeichen, stammen die aktuellsten Daten für die Erhebung doch aus dem Vorjahr. Vor der Krise „stand Österreich, was den Wohlstand und die Lebensqualität betrifft, exzellent da“, bilanzierte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas anlässlich der Präsentation der Studie.
Krise wirkt sich negativ auf Wohlstand und Lebensqualität aus
Gemeinsam mit WIFO-Chef Christoph Badelt wagte Thomas einen ersten Ausblick auf das Coronajahr 2020. Dazu wurden vorläufige Daten wie etwa jene aus der Studie EU-SILC 2020 verwendet, aber etwa auch BIP-Quartalszahlen. Negativ wirke sich die Krise auf Wohlstand und Lebensqualität aus, positiv auf einige Umweltindikatoren, hieß es. Wie in den vergangenen Jahren ist die Umwelt auch heuer das Sorgenkind der Studie.
Österreich konnte Spitzenplatz verteidigen
Bei den wirtschaftlichen Indikatoren konnte Österreich im Vorjahr seine Spitzenplätze im EU-Vergleich behaupten. Die Arbeitslosenrate sank, die Ungleichverteilung der Einkommen verringerte sich etwas, das BIP pro Kopf wuchs im Gleichklang mit dem verfügbaren Haushaltseinkommen. Mit 28.177 Euro pro Kopf sei dieses im Vorjahr so hoch gewesen wie in keinem anderen EU-Staat mit Ausnahme Luxemburg und Deutschlands.
Rückgang des Haushaltseinkommens „wahrscheinlich“
Durch die Corona-Krise sei ein Rückgang des Haushaltseinkommens „wahrscheinlich, aber derzeit nicht statistisch quantifizierbar“, hieß es. Allerdings wurden auch hier vorläufige Daten der EU-Studie angeführt, wonach 21 Prozent der Befragten von einem Rückgang ihres Haushaltseinkommens in den vergangenen zwölf Monaten berichteten - verglichen mit 13 Prozent im Vorjahr. Zugleich hieß es, Auswirkungen der Corona-Krise auf die Armutsgefährdung seien „derzeit nicht statistisch quantifizierbar“. Mit 16,9 Prozent armutsgefährdeten Personen lag Österreich im Vorjahr deutlich unter dem EU-Durchschnitt (21,4 Prozent).
Mehr als 70% der Österreicher bezeichnen sich als gesund
Ihren Gesundheitszustand beurteilen die Österreicher kritischer. 71,3 Prozent bescheinigen sich einen sehr guten oder guten subjektiven Gesundheitszustand, was nur knapp über dem EU-Durchschnitt (69,3 Prozent) liegt. Dieser Wert sei seit mehreren Jahren stabil.
Weiterhin vergleichsweise schlecht sieht es im Umweltbereich aus. So stiegen die Treibhausgasemissionen im Vorjahr um 1,8 Prozent an. Besonders negativ ist die Entwicklung im Verkehrsbereich, dessen Energieverbrauch zwischen 2000 und 2018 um 36,8 Prozent (EU-Schnitt: 7,7 Prozent) gestiegen sei. Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus wirkten sich jedoch heuer positiv auf diese Bereiche aus. So dürften laut einer Schätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) die Treibhausgasemissionen heuer um 7,1 Prozent sinken, während das Transportaufkommen im Güterverkehr im zweiten Quartal um 14,6 Prozent gesunken sei.
Geringe Feinstaub-Emissionen als Lichtblick
Als Lichtblicke wurden geringere Feinstaub-Emissionen und eine massive Erhöhung der Bio-Flächen an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche genannt. Der Anteil hat sich von 2000 (11,5 Prozent) bis 2019 (24,7 Prozent) mehr als verdoppelt. Bemerkenswert ist auch, dass der Bio-Boom auch in der Corona-Krise anhielt. Im ersten Halbjahr 2020 sei die eingekaufte Menge an frischen Bio-Lebensmitteln um 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreshalbjahr gestiegen, der Wertzuwachs betrug sogar 20 Prozent.
WIFO-Leiter Badelt hob bei der Präsentation der diesjährigen Studie ihren ganzheitlichen Ansatz hervor. Mit Blick auf den traditionellen Wirtschaftsindikator Bruttoinlandsprodukt betonte er, dass dieses zwar international vergleichbar sei, „aber es erzählt eben immer nur einen Teil der Geschichte“. „Je breiter wir den ökonomischen, sozialen und ökologischen Zustand unserer Gesellschaft vermessen, umso besser“, lobte er die Studienreihe.
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