Risikogruppen-Treffen

Corona-Wirbel um Kardinalsbesuch bei Benedikt XVI.

Ausland
30.11.2020 16:18

Gleich mehrere Corona-Regeln sind beim Besuch neu ernannter Kardinäle beim emeritierten Papst Benedikt XVI. gebrochen worden. Elf neue Purpurträger begaben sich am Samstag mit Papst Franziskus in das Kloster „Mater ecclesiae“ in die Vatikanische Gärten. Wie auf Fotos von dem Treffen zu sehen ist, halten die alten Herren, von denen kaum einer eine Schutzmaske trägt, wenig bis gar keinen Abstand zueinander. Der Pontifex küsst seinem Vorgänger sogar die Hände, als gäbe es überhaupt keine Pandemie.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und ein paar Tipps des ehemaligen Papstes wurde gemeinsam gesungen. Papst Franziskus, der in der Öffentlichkeit nur sehr selten eine Maske trägt, hatte in den vergangenen Wochen bei Ansprachen mehrfach dazu aufgefordert, sich an Behördenvorgaben zum Gesundheitsschutz zu halten. Insofern wurde und wird sein eigenes Verhalten mitunter als wenig vorbildhaft kritisiert.

„Keine Vorbildfunktion“
Auch die anderen Risikogruppen-Mitglieder wurden in den sozialen Medien mit wenig wohlwollenden Worten bedacht. „Das wahre Problem liegt nicht dort im Raum, sondern in der (unterbewussten) Vorbildfunktion. 1,3 Milliarden Katholiken wird suggeriert, dass das doch alles nicht so schlimm ist mit dem Virus“, schrieb Renardo Schlegelmilch, Chefredakteur des Domradios, auf Twitter.

Ein römisch-katholischer Ordenspriester namens „Bruder Paulus“ ließ sich über den Papst und seine Kardinäle aus und sprach von einem „Schlag ins Gesicht“ zahlreicher Senioren, die seit Wochen schon keinen Besuch von ihren Angehörigen empfangen dürften. Es bestehe auch die Gefahr, dass mit diesen Bildern Corona-Skeptikern in die Hände gespielt wird.

Benedikts Sekretär beruhigt: „Alle vorher negativ getestet“
Als Reaktion auf die Aufregung betonte Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein am Montag, dass alle Kardinäle vor ihrer Angelobung und dem Besuch beim deutschen Ex-Papst, der allein schon aufgrund seines hohen Alters zur Risikogruppe gehört, negativ auf das Coronavirus getestet worden seien. Medienberichten zufolge hatten Kardinäle wie etwa der US-Amerikaner Wilton Gregory vergangene Woche im vatikanischen Gästehaus Santa Marta in Quarantäne verbracht. Dabei sei ihnen auch das Essen vor die Zimmertür gestellt worden. Den Speisesaal, in dem auch der Papst meist seine Mahlzeiten einnimmt, durften sie nicht betreten. Auch die bestellten Kardinalsroben wurden ihnen in ihr Quartier geliefert.

Bei der Feier des Konsistoriums (Kardinalsversammlung) am Samstag hatten gemäß den Vorgaben der vatikanischen Behörden alle Teilnehmer bis auf den Papst Schutzmasken getragen und waren deutlich weiter auseinander gesessen. Allein beim Empfang der Insignien ihrer Kardinalswürde, rotes Birett, Ring und Urkunde, legten fast alle Ernannten die Maske ab, bevor sie vor dem Papst niederknieten. Auf die übliche Umarmung zwischen Papst und Kardinälen sowie der Kardinäle untereinander wurde jedoch verzichtet.

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