Bau-Boom gestoppt

Investoren-Spielwiese? Die Ennstaler wehren sich

Steiermark
30.11.2020 07:39

Die Begehrlichkeiten von Bauträgern werden im Ennstal immer größer. Die Gemeinden Schladming, Haus und Ramsau wollen jetzt die Notbremse ziehen und mehr leistbaren Wohnraum für Einheimische statt Zweitwohnsitze schaffen. Die „Krone“ sprach mit den Bürgerlisten-Bürgermeistern über ihre Pläne.

Die Schönheit der steirischen Landschaft weckt Begehrlichkeiten. Längst ist auch die Steiermark, insbesondere das Ennstal, zu einem beliebten „Spielplatz“ für Investoren aus aller Herren Länder geworden. Mehr oder weniger schöne Millionenprojekte haben als mondäne Zweitwohnsitze und Chalet-Dörfer die Immobilienpreise in vielen Orten in schwindelerregende Höhen steigen lassen.

Bürgerlisten-Bürgermeister nun am Ruder
Der Quadratmeterpreis für Baugrundstücke ist so etwa in Schladming oder der Ramsau in den letzten Jahren auf knapp 300 Euro gestiegen - wohlgemerkt im Durchschnitt, für gute Lagen wurde gern ein Vielfaches hingeblättert. Eine Fehlentwicklung, der jetzt ausgerechnet drei „Listen“-Bürgermeister in früher tiefschwarzen Gemeinden den Kampf angesagt haben.

Baustopp am Fuße des Dachsteins
„Laut steirischem Raumordnungsgesetz kann eine Gemeinde während der Revision des Flächenwidmungsplans eine Bausperre ausrufen, und das haben wir im Gemeinderat beschlossen“, sagt Ramsaus Ortschef Ernst Fischbacher. Für die Dauer von zumindest zwei Jahren wird es nun am Fuße des Dachsteins keine neuen Bautätigkeiten geben.

Mit Ausnahme von Einfamilienhäusern für Einheimische. „Wir prüfen jedes Projekt genau - alles, was im Ansatz mit Spekulation zu tun hat, wird abgelehnt.“ Dazu will er auch Grundstücke rückentwickeln, neue Verordnungen - wie beispielsweise, dass es künftig pro Wohneinheit drei Parkplätze geben muss - sollen den Ort für Spekulanten wenig attraktiv machen.

„Die Investoren zahlen jeden Preis“
Unten im Tal hält seit rund fünf Monaten Stefan Knapp als „Volksbürgermeister“ in Haus die „Absolute“ im Gemeinderat. „Die Investoren kaufen Grund und Boden und zahlen dafür jeden Preis, die Jugend kann das einfach nicht“, sagt der ehemalige Unternehmer. Mit dem „Alps Residence Bergresort Hauser Kaibling“ ist eines der umstrittensten Projekte teilweise schon bezogen. Künftig will Knapp derartige Vorhaben verhindern, weshalb man den Flächenentwicklungsplan überarbeiten will - bis dahin gilt wie in der Ramsau ein Baustopp. „Die Investoren können nun nicht mehr tun, was sie wollen.“

„In fünf Jahren muss nicht alles verbaut sein"
Vor einem Meilenstein steht Schladming: Die sogenannten Flechl-Gründe in bester Rohrmooser Lage sollen von der Gemeinde gekauft werden, somit wäre dort der Bau eines Chalet-Dorfs oder von Zweitwohnsitzen nicht mehr möglich.

„Meine Vorgängerin Elisabeth Krammel hat mit den Grundeigentümern einen Optionsvertrag verhandelt. Der wurde nun bis Ende April verlängert, wir haben keinen Zeitdruck“, steht für Ortschef Hermann Trinker aber fest, dass die Option gezogen wird. „Wir überlegen noch, ob und welche Partner, insbesondere Siedlungsgenossenschaften, wir an Bord holen.“

Die Gemeinde will das Areal „langsam und sinnvoll entwickeln“ - mit Wohnraum, den sich auch Einheimische leisten können. „Es muss nicht in fünf Jahren alles verbaut sein.“

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