Blutbad in Nigeria

Boko-Haram-Angriff auf Dorf: Mindestens 110 Tote

Ausland
29.11.2020 16:47

Bei einem „brutalen“ Angriff der radikal islamistischen Terror-Gruppierung Boko Haram Nordosten Nigerias sind nach Angaben der UNO am Samstag mindestens 110 Menschen „rücksichtslos ermordet“ worden. Viele weitere wurden laut UNO-Hilfskoordinator Edward Kallon verletzt.

Bewaffnete Männer auf Motorrädern hatten laut Kallon am Samstag Männer und Frauen in Koshobe und umliegenden Orten im Bundesstaat Borno bei der Feldarbeit angegriffen. „Der Vorfall ist der brutalste direkte Angriff auf unschuldige Zivilisten in diesem Jahr.“ Etliche weitere Menschen seien verletzt worden, sagte Kallon. Zudem gebe es Berichte, dass mehrere Frauen entführt worden seien. Kallon rief zu ihrer sofortigen Freilassung auf.

Ein Bewohner der Region, Danjuma Saidu, sagte der Deutschen Presse-Agentur, manche der Todesopfer hätten Schusswunden, andere eine durchgeschnittene Kehle. Die Bewohner der Gegend seien „schockiert über die Brutalität des Angriffs und haben Angst um ihre Sicherheit“, sagte Kallon.

Während der Arbeit ermordet
Die Nachrichtenagentur AFP veröffentlichte am Sonntag Bilder aus der Stadt Zabarmari, wo 43 Landarbeiter beerdigt wurden, die in Koshobe ermordet worden waren. Nach Angaben des Milizenführers Babakura Kolo wurden die Opfer angegriffen und gefesselt, als sie auf Reisfeldern in dem Dorf arbeiteten. Anschließend sei ihnen die Kehle durchgeschnitten worden. Die Attacke sei „ohne Zweifel“ von Kämpfern der Boko-Haram-Miliz verübt worden. Nach Angaben eines anderen Mitglieds der Bürgerwehr, Ibrahim Liman, waren die Landarbeiter aus dem etwa tausend Kilometer entfernten Bundesstaat Sokoto in den Nordosten gereist, um sich auf den Feldern zu verdingen.

Nigerias Präsident Muhammadu Buhari verurteilte den Angriff aufs Schärfste. „Das ganze Land ist von diesen sinnlosen Tötungen verletzt“, zitierte ihn ein Sprecher.

Erste Kommunalwahlen seit zehn Jahren
Maiduguri ist die Hauptstadt des Bundesstaats Borno. Dort fanden am Samstag erstmals seit dem Beginn des bewaffneten Aufstands der Islamistengruppe vor mehr als zehn Jahren Kommunalwahlen statt. Wegen der anhaltenden Gewalt war die Abstimmung immer wieder verschoben worden. Boko Haram und der westafrikanische IS-Ableger Iswap hatte zuletzt verstärkt Holzarbeiter, Viehhalter und Fischer attackiert, weil diese angeblich als Informanten für die Armee arbeiteten.

Kampf für islamischen Staat
Iswap hatte sich 2016 von der Miliz Boko Haram abgespalten, die bereits seit 2009 gewaltsam für einen islamistischen Staat im Nordosten Nigerias kämpft. Durch die Angriffe der Milizen und ihre Kämpfe mit der Armee wurden in den vergangenen Jahren rund 36.000 Menschen getötet, zwei Millionen weitere ergriffen die Flucht.

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