Corona-Tagebuch Teil 7

„Die Belastung ist derzeit hart!“

Niederösterreich
29.11.2020 13:00

Den eindringlichen Appell, sich an die nötigen Maßnahmen zu halten, richtet der couragierte Krankenpfleger Georg Potzmader aus dem Klinikum in der Landeshauptstadt St. Pölten in Teil 7 der „Krone“-Serie an seine Mitbürger!

Die enorme Belastung für die Patienten und das Betreuungsteam steht im Vordergrund. Einerseits die psychische Belastung für die Betroffenen. Hier spielen die Gefahr der Vereinsamung sowie die Ungewissheit über den Krankheitsverlauf eine wichtige Rolle. Das Stationspersonal stellt hier oft die einzigen Kontaktpersonen für die Patienten dar, vor allem bei Älteren, welche in der Handhabung von digitalen Medien nicht geübt sind. Körperlich steht die enorm verringerte Vitalkapazität im Vordergrund. Die betroffenen Patienten schaffen es nur mit äußerster Anstrengung, am Bettrand zu sitzen, selbst Sprechen fällt ihnen durch die akute Atemnot schwer. Ich möchte hier betonen, dass ich nicht von hochbetagten Menschen spreche, sondern von Personen meist zwischen 60 und 75 Jahren, oft mit keinen oder „geringen“ Nebenerkrankungen wie Adipositas oder Diabetes Typ 2.

Das Personal wird in diesen Zeiten durch die Isolationsmaßnahmen körperlich stark gefordert. Wir tragen im Dienst durchgehend geschlossene FFP2-Masken, um zu verhindern, dass wir uns gegenseitig anstecken, falls jemand positiv ohne Symptome ist. In den Kojen tragen wir doppelte Ganzkörperschutzanzüge, ein doppeltes Paar Handschuhe übereinander, FFP3-Masken – je nach Situation mit Ventil oder auch ohne –, OP-Hauben, Brillen und Faceshield. Es kommt vor, dass wir bis zu vier Stunden durchgehend in den Kojen arbeiten. Gerade das Bauchlagern oder Intubieren von Patienten stellt hier große Herausforderungen an das Team. Starkes Schwitzen während der Arbeit, Kopfschmerzen und überproportionale Müdigkeit sind vorprogrammiert. Die Situation lässt sich nur mit einem tollen Team, in dem man multiprofessionell zusammenarbeitet – jeder hilft hier jedem auch einmal abseits des eigentlichen Tätigkeitsbereiches –, durchstehen.

Um uns Personal im Krankenhaus zu entlasten und weiter eine qualitätsvolle und würdige Versorgung der Schwersterkrankten zu gewährleisten, bitte ich Sie inständigst, soziale Kontakte einzuschränken und nicht absolut Notwendiges auf die Zeit nach dem Lockdown zu verschieben. Es ist unfair, wenn man Covid-19 mit einem grippalen Infekt oder sogar „nur“ Schnupfen vergleicht – unfair gegenüber den Erkrankten mit schwerem Krankheitsverlauf und unfair gegenüber den Betreuungsteams, welche nahezu Unmenschliches leisten.

Redaktion: Nikolaus Frings, Kronen Zeitung

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