Krautwaschl und Rehner

Ein besonderer Advent für steirische Gläubige

Steiermark
29.11.2020 06:00

Eine Adventszeit unter besonderen Bedingungen steht den steirischen Gläubigen heuer bevor. Bischof Wilhelm Krautwaschl sieht Parallelen zwischen dem Warten auf den Erlöser und der Hoffnung auf eine Corona-Impfung. Und für Wolfgang Rehner, Superintendent der evangelischen Kirche Steiermark, ist der Lockdown auch die Chance, den Kern des Advents zu finden. Die „Steirerkrone“ hat die beiden zum Interview gebeten.

Heute ist der 1. Advent. Angesichts von Terror und der Corona-Situation: Ist Ihnen zum Feiern zumute?
Bischof Wilhelm Krautwaschl: Der Advent ist die Zeit zum Innehalten, um uns auf das Fest der Geburt von Jesus vorzubereiten. Als Christen brauchen wir nicht zu verzagen, auch nicht angesichts von Terror und Corona. Dass beides einen gewissen Beigeschmack in diese Tage bringt, ist unbestritten - aber die Nähe Gottes deswegen nicht zu feiern, wäre unangebracht.

Superintendent Wolfgang Rehner: Advent ist für mich mehr eine Zeit der Vorbereitung als des Feierns. Es ist eine Zeit, die das Gegenprogramm Gottes zum Zustand der Welt zeigt. Die Botschaft des Engels im Weihnachtsevangelium benennt das Gegenprogramm zu Terror und Corona: „Fürchtet euch nicht, ich verkündige euch eine große Freude!“ Die Menschen sollen im Lockdown nicht hinausgehen. Aber Gott kommt zu den Menschen.

Dieser Advent, der ganz im Zeichen des Lockdowns steht, wird schon wegen der Rahmenbedingungen stiller als der im Vorjahr. Hat das nicht auch etwas Gutes?
Krautwaschl: Der Lockdown bringt zweifellos Einschränkungen mit sich, aber gleichzeitig gibt er uns die Chance, die so genannte „stillste Zeit des Jahres“ als solche zu erleben. Nutzen wir diese geschenkte Zeit für Besinnliches, für Gespräche in der Familie, zum Lesen, zum Nachdenken über sich selbst, über das eigene Leben. Normalerweise ist man dafür viel zu sehr abgelenkt.

Rehner: Lockdown und Corona sind an sich nicht gut. Aber womöglich ist es in diesem Jahr leichter, den eigentlichen Kern von Advent herauszufinden: Der ist nicht laut und nicht grell. Die Kerze passt zum Advent, weniger die Lichterkette, sicher nicht der Scheinwerfer.

Der Advent ist eine Zeit des Wartens in der Hoffnung auf das Gute. Sehen Sie in dieser Symbolik Parallelen zur Coronazeit?
Krautwaschl: Zweifellos. Im Advent warten wir auf das Fest der Geburt von Jesus Christus als Erlöser der Menschheit und auf das Versprechen, dass alles ein gutes Ende nimmt. In der Coronazeit warten wir auf die Impfung, die uns die Ängste und Sorgen rund um das Virus nimmt. Wir können es aber auch anders sehen. Durch Jesus Christus kam die Hoffnung in die Welt und Gottes Versprechen, für uns Menschen da zu sein. Vielleicht ist die schnelle, mehrfache Entwicklung eines Impfstoffs ein Ergebnis dieses Versprechens. Denn Gott will uns nichts Schlechtes, sondern das Gute.

Rehner: Die halbe Welt hofft natürlich auf einen guten Impfstoff, aber auch der beste Impfstoff sollte nicht vergöttlicht werden. Gott ist etwas ganz anderes - Gott kann niemandem eingeimpft werden.

Wie werden Sie den Adventsonntag verbringen?
Krautwaschl: Ich werde um 17 Uhr die Heilige Messe feiern, die man via meiner Facebook-Seite mitfeiern kann. Daneben habe ich Gebetszeit, und ich werde auch damit beginnen, die Weihnachtskarten zu unterschreiben.

Rehner: Am Vormittag besuche ich Online-Gottesdienste in der Steiermark und sehe mir einen Fernsehgottesdienst an. Mittags ist dann Familienzeit. Und wenn es langsam dunkel wird, wird die erste Kerze am Adventkranz angezündet. Es gibt Musik und eine schöne Geschichte zum Advent.

Welches adventliche Lied, welche Geschichte berührt Sie besonders?
Krautwaschl: Ich denke im Advent immer an das Lied „Siehe, der Herr kommt in Herrlichkeit“, das traditionellerweise während der Roraten in Hartberg gesungen wurde.

Rehner: Ganz alte Adventlieder habe ich besonders gern, etwa „Maria durch ein Dornwald ging“. Und ich bin aktuell auf der Suche nach neuen Geschichten im Advent: Geschichten vom Warten, vom Suchen, vom Finden.

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