Coup im Libanon

Überfall mit fünf Toten: Spur führt nach Wien!

Österreich
28.11.2020 08:19

Ein Raubüberfall mit fünf Todesopfern im Libanon könnte nach 35 Jahren vor der Klärung stehen - und die Spur führt offenbar ausgerechnet nach Österreich. Laut aktuellen Recherchen des Nachrichtenmagazins „profil“, wurde am 28. März 1985 im Beiruter Stadtteil Bourj Hammoud der Juwelier Hrant Kurkdjian und seine vier Angestellten auf brutale Art und Weise bei dem Gewaltverbrechen hingerichtet. 

Schon seit geraumer Zeit stand fest, dass es sich bei den Verdächtigen, die zunächst mit einer Millionenbeute entkamen, um drei Brüder handeln könnte. Alle drei wurden in ihrem Heimatland verurteilt. Doch dann entkamen sie mutmaßlich aus dem Gefängnis. Einer der drei lebt mehr oder weniger unbehelligt in Wien. Die Angehörigen der Opfer fordern jetzt endlich Gerechtigkeit.

Tat bekam den Namen „Bourj-Hammoud-Massaker“
Laut „profil“ schrieben die Zeitungen im Libanon einen Tag nach der Tat im Jahr 1985, dass es sich dabei um den „größten und gewalttätigsten Raub in der Geschichte des Libanon“ gehandelt habe. Später bekam die Tat den Namen „Bourj-Hammoud-Massaker“. Bei den fünf Todesopfern handelte es sich um den Juwelier Hrant Kurkdjian und seine vier Angestellten - Hani Zemmar, Maria Hanna Mekhayel, Khatoun Tekeyan und Avedis Boyadjian, allesamt Angehörige der armenischen Gemeinde im Libanon.

Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen Mord und Raub
35 Jahre nach der Tat beschäftigt das Massaker nun die Staatsanwaltschaft Wien. Es gibt den Verdacht auf Mord und Raub gegen drei Männer, die nach ihrer Flucht aus dem Gefängnis in Österreich untergetaucht sein sollen. Libanesische Zeitungen bezifferten den Wert der Beute damals auf umgerechnet etwas mehr als eine Million Euro. Den drei tatverdächtigen Männern, die später sogar Geständnisse ablieferten, wurde nie der Prozess gemacht. Das dürfte auch mit dem Bürgerkrieg zusammenhängen, der damals im Libanon tobte.

Vor 5 Jahren führte die Spur nach Wien
Bevor ein Prozesstermin zustande kam, waren die Männer verschwunden. Erst neun Jahre nach dem Massaker, wurden die drei Brüder in Abwesenheit als Mörder verurteilt, zunächst zum Tode, später zu lebenslangen Freiheitsstrafen mit schwerer Arbeit. Danach wurde es zwei Jahrzehnte lang still um die verurteilten Männer. Erst 2015 tauchten in Beirut konkrete Hinweise auf die drei Brüder auf. Ein Armenier, der in Österreich zu Besuch war, hatte aufgeschnappt, das zumindest einer der Brüder in Wien lebe - unter einer neuen Identität.

Einige Angehörige der Opfer des Massakers nahmen diesen Hinweis ernst und begannen zu recherchieren. Ausgerechnet aufgrund eines Facebook-Fotos soll es schließlich gelungen sein, einen in Wien lebenden Mann zu identifizieren. Einer der drei Männer soll bereits vor acht Jahren in Wien gestorben sein. Alle drei besaßen mittlerweile die österreichische Staatsbürgerschaft.

Gregor Brandl, Kronen Zeitung und krone.at

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