Bisher 21.000 Dosen

Kritik an Ministerium: „Heuer keine Impfstrategie“

Tirol
27.11.2020 12:00
Rund um das Grippeimpfstoff-Management in Tirol ist nach wie vor nicht gänzlich geklärt, warum in vielen Apotheken derzeit keine Impfdosen zur Verfügung stehen. Die „Tiroler Krone“ hat Apothekerkammer-Präsident Matthias König mit der Angelegenheit konfrontiert. Er übt herbe Kritik am Gesundheitsministerium.

Es ist Ende November, viele Tiroler beabsichtigen, sich gegen Grippeviren impfen zu lassen. Doch in etlichen Apotheken können sie – wie mehrfach berichtet – nach wie vor keine Impfdosen erwerben. Woran liegt das? Apothekerkammer-Präsident Matthias König klärt auf: „Die Apotheken tun auch in dieser Grippe-Saison alles, um die Bevölkerung gut zu versorgen, aber angesichts der Pandemie gibt es mehrere Neuerungen im Vergleich zu den Vorjahren.“

Es herrsche eine weltweit hohe Nachfrage nach Influenza-Impfstoff. Die Herstellung eines Grippeimpfstoffes dauere mehr als ein Jahr. „Bereits im Mai beginnen die Planungen und Bestellungen der Hersteller für sämtliche benötigte Rohstoffe. Die eigentliche Herstellung geschieht zwischen Dezember und März, wobei die Chargen folglich noch freigegeben werden müssen und der Impfstoff üblicherweise im August zur Auslieferung kommt. Eine Nachproduktion ist daher kaum möglich“, erläutert König.

Bestellungen erfolgten Im April
Die Apotheken bestellen ihren Bedarf bei den Großhändlern und Herstellern direkt. Das erfolge meist im April. „Da zu diesem Zeitpunkt absehbar war, dass es einen erhöhten Bedarf geben wird, haben die Apotheken zum Teil ein Vielfaches von dem bestellt, was sie in den Vorjahren benötigt haben. Daneben hat sich heuer die öffentliche Hand stark bei der Bestellung von Influenza-Impfstoffen engagiert“, teilt der Präsident mit.

Über Großhandel bisher 21.000 Dosen geliefert
Die Lieferung der Impfstoffe erfolge in mehreren Tranchen von Ende September bis Dezember. Das bedeute, dass die einzelne Apotheke zu Beginn der Impfsaison nur einen Bruchteil der bestellten Menge geliefert bekommen habe und diese Menge rasch vergriffen gewesen sei. „Es wurden bislang allein über den Großhandel rund 21.000 Dosen an die Tiroler Apotheken geliefert. Einige bestellen ihren Impfstoff zusätzlich auch beim Hersteller direkt. Von Seiten des Großhandels hat man uns eine weitere Lieferung für Anfang bis Mitte Dezember versprochen. Für eine abschließende Bilanz über die tatsächlich gelieferten Impfdosen ist es derzeit noch zu früh“, betont König.

Im Schnitt bis zu 400 Personen auf Wartelisten
Viele Apotheker führen Reservierungs- und Wartelisten. „Die Personen haben sich oft in mehreren Apotheken auf diese Listen eintragen lassen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, einen Grippeimpfstoff zu bekommen. Auf den Wartelisten sind im Schnitt 200 bis 400 Personen gelistet. Eine Warteliste von 5000 Personen kann ich nicht nachvollziehen“, verdeutlicht er.

„Es gab Empfehlungen, aber eben keine Regeln“
Kritik übt König am Gesundheitsministerium: „Es hat heuer wegen Corona keine klare Impfstrategie des Ministeriums gegeben, die dafür sorgt, dass besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen ihren Impfstoff bekommen. Es gab Empfehlungen, aber keine Regeln. So galt bei Impfaktionen der Österreichischen Gesundheitskasse sowie der Stadt Wien ,first come, first serve.’“ Sein Fazit lautet: „Der heurige Herbst zeigt eines ganz besonders deutlich auf: Die Impfstoffverteilung gehört in bewährter Weise in die Hand der Apotheker, besonders in Krisenzeiten.“

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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