„Bittere Entscheidung“

IGGÖ zieht Militär-Imam ab – und kritisiert Tanner

Politik
24.11.2020 11:02

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat Dienstagfrüh mitgeteilt, dass sich der bisherige Militär-Imam Abdulmedzid Sijamhodzic von seinem Posten zurückzieht. Dem Verteidigungsministerium wird gleichzeitig eine „beispiellose, jeder juridischen Grundlage entbehrende Kampagne“ gegen den Imam vorgeworfen. Dort reagierte man mit Unverständnis.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hatte vor einem Monat die Zusammenarbeit mit dem Imam des Bundesheeres beendet und die IGGÖ aufgefordert, ihn abzuziehen. Anlass waren Anschuldigungen, er habe öffentlich Sympathie für die ehemalige Dschihad-Bewegung in Bosnien gezeigt. Dieser wies die Vorwürfe am Tag danach deutlich zurück

Bild mit Kriegsverbrecher
Auslöser für die Entlassung: Der Imam mit bosnischen Wurzeln habe laut „Krone“-Informationen Facebook-Fotos mit einem Ex-General der jugoslawischen Armee, der als Kriegsverbrecher gilt, gepostet und „Likes“ für mutmaßliche Gotteskrieger vergeben. Besonders pikant: In Bosnien stehen rund 300 Soldaten des Bundesheeres im EUFOR-Einsatz.

„Rücksichtslose Vorgehensweise des Ministeriums“
Am Dienstag sprach die IGGÖ von einer „rücksichtslosen und rein auf Öffentlichkeitswirksamkeit bedachten Vorgehensweise des Ministeriums. Durch die öffentliche Vorverurteilung scheint es auch nicht mehr möglich, die Grundlagen, auf denen die Entscheidung des Ministeriums basiert, kritisch aufzuarbeiten“, so IGGÖ-Chef Ümit Vural. „Daher haben wir gemeinsam mit dem Imam beschlossen, diese bittere Entscheidung im Interesse der muslimischen Rekruten des Bundesheeres zu treffen.“ Die Anschuldigungen gegen Sijamhodzic blieben „auch nach genauerer Prüfung diffus“.

Verteidigungsministerium schießt zurück
Das Verteidigungsministerium wies die IGGÖ-Kritik zurück. Es habe keine Kampagne gegen den Imam gegeben, vielmehr habe eine intensive Prüfung durch das Abwehramt den Erstverdacht erhärtet und die Entscheidung, den Imam abzuberufen, bestätigt. Sijamhodzic habe in sozialen Medien radikale Ansichten geteilt und das könne die Unabhängigkeit des Bundesheeres vor allem am Balkan, wo man besonders stark engagiert ist, gefährden, teilte ein Sprecher am Dienstagvormittag mit.

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