Steirerin erzählt

Vom Job auf den Hof: Landwirtin aus Leidenschaft

Steiermark
22.11.2020 11:00

Oft genug zieht es junge Steirer, die den Hof hätten übernehmen sollen, in die Stadt - bei Eva Schulz lief es genau umgekehrt. Vom Top-Job auf den Hof. Und damit ins Glück.

Die herzige Ida hat es gut: Vergnügt quietschend zeigt sie uns „ihre“ Hühner, sie hüpft lachend in den Gatsch, weil sie sich hier dreckig machen kann ohne Ende, und krault die Kühe entzückt am Kopf. Genau so sollen Kinder aufwachsen, „zumindest hab ich mir das für meine gewünscht“, sagt Mama Eva Schulz, die gerade mit ihrem zweiten Kind schwanger ist.

Auch das war mit ein Grund, warum sie von ihrem Top-Job als Marketingexpertin auf einen Hof gewechselt ist und eine stillgelegte Landwirtschaft aus dem Dornröschenschlaf geküsst hat. Und dass sie sich mit dem Lebensgefährten bald einig war: „Wir möchten etwas mit den eigenen Händen schaffen. Produkte, auf die wir stolz sein können. Und bei denen wir uns in den Spiegel schauen können.“

So verbringen ihre 80 Kühe, Limousins und Fleckvieh, ihren Sommer auf einer der großen Weiden. Den Winter im Stall, der so gestaltet ist, „dass es sogar reinregnen und -schneien kann. Den Kühen taugt es, und es soll alles so naturnah wie möglich sein.“

Die Kalberln bleiben bei ihren Müttern, wachsen neben ihnen auf. Auf ihrem letzten Weg, später dann, sind sie nicht allein. „Wir begleiten sie bis zu ihrem Ende. Ein artgerechtes Leben und ein Tod ohne Stress, ohne allein zu sein - das sind wir ihnen schuldig.“ Derzeit wird noch in der Nähe geschlachtet, im Moment laufen aber große Bauarbeiten am Hof, damit dann das Schlachten auch direkt vor Ort möglich ist. So, dass es das Tier am besten gar nicht merkt.

Aufzucht, Schlachtung, Verarbeitung, alles an einem Ort, alles in einer Hand, das ist Eva Schulz und ihrem Lebensgefährten ganz wichtig. Und abseits von einem Konzern, „da müssten wir die Zügel aus der Hand geben. So können wir alles machen, wie wir es für richtig halten.“ Das bedeutet auch Hühner in Freilandhaltung - und damit herrliche Produkte, die jetzt schon ab Hof verkauft werden (Mitterlaßnitz 31 nahe Graz).

Und online. Denn auch das ist eine Besonderheit im Hause Schulz: Geschlachtet wird nur und erst dann, wenn die Nachfrage nach dem Fleisch da ist. „Wir wollen keinesfalls riskieren, dass an wertvollem Fleisch irgendetwas nicht verwendet wird“.

Arbeiten als Familie
Und warum ist sie jetzt gerne Bäuerin, steckt ihr ganzes Herzblut hinein? „Weil wir hier als Familie gemeinsam arbeiten können. Weil unsere Kinder so naturnah aufwachsen können, damit auch Respekt vor dem Lebensmittel haben und wissen, woher die Produkte kommen, wie sie entstanden sind. Außerdem sind wir stolz auf unsere Produkte, das größte Lob für uns ist, wenn sich die Kunden so drüber freuen.“

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Wir werden vermutlich nicht reich. Aber glücklich

Eva Schulz

Was ihr noch wichtig ist: „Wir können den Tierschutzgedanken hochhalten - anders würden wir es keinesfalls wollen.“ Und: „Es ist so wichtig, dass in der Steiermark kleinstrukturierte Landwirtschaften bestehen bleiben, denn sie sind ein Herzstück unseres Landes. Wenn wir ein Teil davon sind, ist das doch wunderbar.“ Und als Nachsatz: „Unsere Arbeit macht uns vermutlich nicht reich. Aber glücklich, und das ist doch schön!“

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