Steirer erzählt

Durch die Corona-Krise plötzlich in einer Notlage

Steiermark
21.11.2020 12:00

Vor der Corona-Pandemie war er ein beliebter DJ. Danach möchte Armin S. als Tischler neu durchstarten. Die Zeit bis dahin ist für den Steirer aber entbehrungsreich und bitter.

Armin S. war sein ganzes Berufsleben lang Discjockey und Unterhalter. Er kannte nichts anderes, wollte nichts anderes, ist einer von denen, die in ihrem Beruf aufgehen und ihr ganzes Herzblut hineinlegen. Es gab Jahre, da hat er gut verdient und solche, da hat er richtig gut verdient.

„Hoffentlich komme ich nie in die Situation“
Aber der Familienvater hat gespart und - das erzählt nicht er uns, sondern das machen Leute, die ihn kennen - viele andere immer wieder auch in großem Ausmaß unterstützt. Vereine, die helfend im Einsatz sind, Familien, die in Not geraten sind. „Ich finde, dass man auch zurückgeben muss, wenn es einem gut geht“, sagt der Steirer.

Und er wird nachdenklich: „Wir haben einmal einer fünfköpfigen Familie eine Waschmaschine geschenkt, und sie hat sich so gefreut, dass es für mich fast beschämend war. Hoffentlich, hab’ ich mir damals insgeheim gedacht, hoffentlich komme ich nie in so eine Situation, dass ich auf Hilfe von außen angewiesen bin.“

Seit März kein Auftritt mehr
Doch jetzt ist diese befürchtete Notlage eingetreten: Sein letzter Auftritt war am 15. März in Sölden. Seither: nichts. Keine einzige Veranstaltung. Kein einziger Euro, der in die Familienkassa gespült worden ist. Acht Monate konnte man von den Ersparnissen zehren; jetzt sind sie weg. Was erschwerend dazukommt: Die hochschwangere Lebensgefährtin arbeitet in der Reisebranche. Und auch die ist völlig eingebrochen.

Seither decken die Unterstützungen, die hereinkommen, gerade einmal die Kosten für die Mietwohnung oder notwendige sonstige Zahlungen. Bei Lebensmitteln, räumt der Familienvater ein, muss man jetzt schon sparsam sein, ja fast rationieren. Lebensmittelrationen. Das hat die Oma immer vom Krieg und der Zeit danach erzählt. Und jetzt wird das Wort wieder in den Mund genommen.

Das Wichtigste ist dem Steirer, dass die kleine Tochter nichts von der Misere mitkriegt. Wenn nun ihr Geburtstag ansteht, dann springen Verwandte mit Geschenken ein. Das ganze Rundherum, ohne Freunde, ohne Kindergarten, ohne Großeltern, das ist schon genug belastend für das Kind.

Pläne für Danach
Jetzt irgendwie durchtauchen - für danach hat der gelernte Zimmerer schon konkrete Pläne, die ihn fernab von Partys an die Werkbank führen. „Ich möchte richtig schöne Holztische machen, echte Unikate“, erzählt er strahlend.

Auch wenn ihm jetzt das Geld fehlt, um auch nur ein Brettl zu kaufen, geschweige denn eine Werkstatt anzumieten, bleibt er zuversichtlich. „Ich glaube, dass das mein weiterer Weg sein wird. Es gibt ein Leben nach Corona. Und die Krise öffnet einem auch neue Türen.“

Wenn auch Sie ganz besonders von Corona betroffen sind und uns Ihre Geschichte erzählen möchten, kontaktieren Sie uns: christa.bluemel@kronenzeitung.at

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele