Forschung

Neues Buch zur Tiroler Versicherung in der NS-Zeit

Tirol
19.11.2020 22:00

Ein wichtiges Kapitel in der bald 200-jährigen Geschichte der Tiroler Versicherung wurde jetzt beleuchtet. Dafür durchforsteten Historiker unzählige Dokumente aus einem alten Tresor im Keller der Versicherung. In einem Buch wird dargestellt, wie der Einfluss der Nationalsozialisten auf große Unternehmen funktionierte. 

„Wir hatten es mit der Aufarbeitung bestimmt leichter als Unternehmen, in denen Zwangsarbeiter beschäftigt waren.“ Das sagt „Tiroler“-Vorstand Franz Mair nicht ohne Erleichterung. Gemeinsam mit den Historikern Nikolaus Bliem und Dirk Rupnow, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck, präsentierte Mair am Mittwoch das Buch „Betriebsführer und Gefolgschaft“. Darin arbeitet Autor Bliem die Rolle der Tiroler Versicherung in der NS-Zeit auf. Die Dokumente dafür fanden sich in einem alten Tresor im Keller der Zentrale in der Innsbrucker Wilhelm-Greil-Straße. 34 Archivkisten mit Personalakten, Schadensmeldungen, Verträgen, die sich zu einer Geschichte zusammenfügen.

Keine Geschichte der großen Verbrechen
Es ist keine Geschichte der großen Verbrechen. Es ist eine Geschichte der Einflussnahme durch das Regime, über Schikanen gegen nicht linientreue Mitarbeiter, über ein Unternehmen wie viele, die zum Teil des Systems gemacht werden sollten. „Nach der Machtübernahme der Nazis wurde der parteitreue Ekkehard Pesendorfer Direktor. Dieser hatte die Aufgabe, das Unternehmen am Laufen zu halten, aber auch ,Säuberungen’ durchzuführen“, präsentiert Bliem eine wichtige Erkenntnis. Hinweise auf jüdische Mitarbeiter oder Versicherte, denen ihr Recht verwehrt wurde, fanden sich in den Akten keine. Dazu Dirk Rupnow: „Vielleicht gab es keine jüdischen Versicherungsnehmer. Oder sie wurden systematisch davon abgehalten, Schadenzahlungen geltend zu machen.“

Weitere Forschung wird ermöglicht
Viele neue Fragen. Um ihnen nachzugehen, werden die aufbereiteten Dokumente im Archiv der Versicherung zugänglich gemacht. Mair: „Einige Fragen werden wohl immer offen bleiben.“

Claudia Thurner, Kronen Zeitung

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