„Großer Klub“ griff an

Rapids Greiml: „Der Vertrag lag schon am Tisch“

Fußball National
17.11.2020 06:00

Mit seinen blutjungen 19 Jahren gehört Leo Greiml zu den Zukunftshoffnungen bei Rapid. Sein unglückliches Debüt mit unschönen Nachrichten nach der Partie hat er längstens abgehakt. Dass der Verteidiger des Rekordmeisters bereits internationales Interesse weckt, zeigte ein Angebot eines „großen Klubs“ aus Belgien. „Der Vertrag lag schon auf dem Tisch“, erzählt Greiml im Gespräch mit krone.at. Zuletzt bescherte U21-Teamchef Werner Gregoritsch dem gebürtigen Horner mit der Kader-Nominierung für das EM-Quali-Finale ein weiteres Highlight.

Rückblick: Debüt im grün-weißen Dress am 30. Mai 2019. Für den verletzten Mario Sonnleitner kommt in Minute 27 der damals erst 17-jährige Leo Greiml aufs Feld. Und das in einem enorm wichtigen Spiel für die Hütteldorfer. Im Allianz Stadion kämpfte man gegen den Rivalen Sturm im Play-offum die Europa League. Es war letztlich ein Tag, aus dem Greiml einige Lehren zog. Denn der Jungspund avancierte zum Pechvogel, verursachte den Elfmeter zum 1:1 und bugsierte den Ball zum 1:2 ins eigene Tor.

„Es war nicht einfach - vor 20.000 Leute in so einem wichtigen Spiel“, erinnert er sich noch haargenau. „Es war fürs erste Mal eigentlich ein gutes Spiel von mir, aber auch ein bisserl unglücklich. Man hängt dann schon lange dran, fragt sich, was man besser hätte machen können.“ Sofort erlebte er auch die Schattenseite des Fußballgeschäfts. Mit „nicht so freundlichen“ Nachrichten, die er via Instagram nach dem Spiel erhalten hatte, musste sich Greiml herumschlagen: „Das hilft dir halt auch nicht weiter.“

Eineinhalb Jahre später sieht die Welt ganz anders aus. Mit seinen 1,86 Metern gehört der Abwehrmann zu den Spielern mit dem wohl größten Potential im grün-weißen Kader. ÖFB-Cup-, Bundesliga- und auch Europacup-Luft durfte der Rechtsfuß schon schnuppern. Greiml, dem zuletzt eine Schambeinverletzung zu schaffen machte („Ich bin wieder bei 100 Prozent“), kommt bisher auf 18 Spiele für Rapid. Eigentlich fehlt nur noch sein erstes Pflichtspieltor. „Das wird hoffentlich auch bald kommen“, schmunzelt er, betont jedoch einmal mehr: „Mir macht das Verteidigen mehr Spaß als das Tore schießen. Das überlasse ich gerne den Stürmern.“

Ausrufezeichen und Verletzungsteufel
Vor der Länderspielpause gab es für Rapid ein beachtliches 1:1 gegen Meister Red Bull Salzburg. „Salzburg wird über die ganze Saison gesehen, sehr schwer zu biegen sein. Wir haben aber gezeigt, dass wir sie ärgern können. Die Saison ist noch lang“, so der Verteidiger, der im Hit von Beginn an zum Einsatz gekommen war, in der Halbzeit jedoch vom Platz musste. Wenig später wurde Kapitän Dejan Ljubicic nach einem Foul von Salzburgs Zlatko Junuzovic vom Feld getragen. Die bittere Diagnose: Bänderriss im Sprunggelenk, Ausfall bis Jahresende.

Im Westen Wiens schlägt der Verletzungsteufel weiter zu. Falsche Trainingsmethoden, zu viele Spiele oder einfach nur Pech? „Der Ausfall von Dejan ist extrem schade. Er hat sich jetzt nicht selber verletzt, er wurde gefoult. Sehr unglücklich“, hat auch Greiml nicht wirklich eine Erklärung für das Verletzungsdilemma. Mit dem Wort Doppelbelastung kann er jedenfalls nicht viel anfangen: „Für einen Fußballer gibt es nichts Schöneres, wenn man jede Woche zwei Partien hat.“

Kühbauer:Er erinnert mich mit seiner Einstellung an mich“
Sein Trainer hat jedenfalls eine hohe Meinung von ihm. „Er erinnert mich mit seiner Einstellung an mich. Ich war nur der bessere Fußballer, er kann besser grätschen“, beschrieb Didi Kühbauer seinen aufstrebenden Schützling in der Vergangenheit. Nun gibt‘s die Antwort von Greiml: „Ich hab die Grätsche vom Trainer nie gesehen, aber man sieht auch jetzt noch, dass er ein richtig guter Fußballer ist. Also das Zitat kann man so stehen lassen.“ Mit dem immensen Druck in Hütteldorf, an dem der ein oder andere Spieler schon scheiterte, kann er umgehen. „Einen Druck hat man beim Fußballspielen immer. Aber bei Rapid wohl noch mehr als bei anderen Vereinen“, erzählt der ehemalige Akademiespieler St. Pöltens. Die leeren Ränge zum Start der Meistergruppe in der vergangenen Saison haben ihm durchaus geholfen: „Das war für mich als junger Spieler nicht so schlecht. Weil es schon um viel ging, aber vor Fans zu spielen, ist dann noch einmal etwas Anderes“, so Greiml, der dennoch wieder volle Ränge im Allianz Stadion herbeisehnt.

„Großer Klub“ aus Belgien zeigt Interesse
Von Deutschland über Belgien bis hin nach Frankreich trudelten bei Rapid Angebote im vergangenen Transferfenster ein. Nicht nur für Dejan Ljubicic, Taxi Fountas oder Mateo Barac, sondern auch für Leo Greiml. Jedoch winkte Sportchef Zoran Barisic immer ab - und das trotz Millionen-Angebote. „Es gab ein gutes Angebot aus Belgien. Der Vertrag lag schon bei meinem Manager auf dem Tisch, sie wollten mich sofort haben“, verrät der Verteidiger. Obwohl es sich um einen „großen Klub“ handelte (immer wieder war vom Champions-League-Teilnehmer FC Brügge zu lesen), war er einem Abschied nie nahe. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich bei Rapid bleiben möchte, um mich weiterzuentwickeln. Die Zeit in der Bundesliga bringt mich schon noch auf ein anderes Level. Mit 18, 19 zu einem Klub zu gehen, der schon ziemlich groß ist, und das mit noch nicht so vielen Einsätzen in der Bundesliga, ist schon riskant“, so der bescheidene Spieler. Zudem kann Greiml, der einen Vertrag bis 2022 besitzt, mit guten Leistungen seinen Marktwert noch einmal ordentlich in die Höhe treiben.

Unbekannte Nummer sorgt für Freude
Sein Stellenwert in der Heimat wird jedenfalls immer höher. Das zeigt die erstmalige Einberufung ins U21-Nationalteam. Die Freude bei Greiml war riesengroß: „Nach dem Mittagessen bin ich in mein Auto eingestiegen und habe gesehen, dass mich eine unbekannte Nummer angerufen hat. Dann hat es geheißen, dass ich ins U21-Nationalteam einberufen wurde.“. Nachsatz: „Dafür spielt man Fußball! Dass man im Verein seine Leistung bringt und dann irgendwann zum ÖFB dazu stößt. Die U21 ist doch ein größeres Sprungbett als die Nachwuchs-Nationalteams zuvor.“

EM-Traum geplatzt
Am Freitag platzte der EM-Traum in der Türkei. Durch eine bittere 2:3-Niederlage hat das U21-Team keine Chance mehr, sich als einer der fünf besten Gruppenzweiten für die Endrunde in Slowenien und Ungarn zu qualifizieren. „Die Enttäuschung war riesig, weil man das große Ziel nicht erreicht hat, obwohl man eigentlich schon so nah dran war“, so Greiml, der nicht zum Einsatz kam. Zum Abschluss wartet am Dienstag in Ried das Duell mit den Altersgenossen aus Andorra (20.25 Uhr). Da wollen Greiml und Co. die Quali zumindest mit einem Erfolgserlebnis abschließen.

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(Bild: KMM)



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