Im August 2018 wurde ein Meilenstein in St. Pölten erreicht: Erstmals zählte man 60.000 Einwohner. Seitdem sind etwas mehr als 600 dazugekommen. „St. Pölten wächst jährlich um 0,8 Prozent. Wäre es weniger, würden wir schrumpfen – und damit auch das Angebot vor Ort“, betont Bürgermeister Matthias Stadler. Der SP-Stadtchef ist naturgemäß stolz, wie sich die Landeshauptstadt entwickelt: „Behutsam, mit Herz und Hirn, ohne grobe Wachstumsschübe.“
Es passiert gerade sehr viel bei uns in St. Pölten. Ganz wesentlich ist dabei aber, das, was unsere Stadt ausmacht, zu erhalten und auf ein nächsthöheres Level zu bekommen.
Bürgermeister Matthias Stadler, SPÖ
Und Stadler erinnert sich zurück: „Vor sechs Jahren hat uns die VP noch vorgeworfen, dass wir als Schlafstadt zu wenig wachsen.“ Optisch ist davon jedenfalls wenig zu sehen. An vielen Ecken der Stadt dominieren schwere Baugeräte. Am Karmeliterhof im Herzen der Stadt ebenso wie am alten Metro-Areal oder bald auch auf den WWE-Gründen in der Nähe der Viehofner Seen.
1600 Wohnungen werden aktuell errichtet, Pläne für weitere 4000 liegen bereits in den diversen Schubladen. Am Wachstum von im Schnitt 450 Einwohnern pro Jahr solle sich aber nichts verändern, damit könne auch die Infrastruktur gut Schritt halten, sagt Stadler. Diese wächst unter anderem mit dem Ausbau des Krankenhauses oder der Errichtung neuer Kindergärten und Parks.
Opposition übt deutliche Kritik
Mehr Qualität statt Quantität im Wachstum wünscht man sich indes bei der Volkspartei. „Jeder große Wohnblock bedeutet mehr Anonymität. Damit verliert unsere Stadt auch immer ein Stück Heimat und Identität“, kritisiert VP-Vizebürgermeister Matthias Adl. Er wolle dafür eintreten, diese Entwicklung zu korrigieren und somit die Lebensqualität in der Stadt zu erhalten.
Wer stets nur daran denkt, wie er St. Pölten größer macht, übersieht, was die Stadt ausmacht. Der aktuelle Bauboom ist schädlich. Wir stehen für Qualität statt Quantität.
Matthias Adl, ÖVP
Für FP-Spitzenkandidat Klaus Otzelberger geht der Bauboom in der Stadt längst zu weit. „Die heimische Bevölkerung leidet unter diesem SP-Größenwahn einer Großstadt mit mehr als 60.000 Einwohnern.“ Den Freiheitlichen stört dabei der hohe Leerstand von „Hunderten Wohnungen, die für viele Bürger unleistbar sind“. Sorgen bereitet Otzelberger auch die Infrastruktur, wie das Straßennetz.
Hunderte Wohnungen, die für viele unleistbar sind, stehen leer, weitere Tausende sollen aber errichtet werden. Die Bevölkerung leidet unter diesem SP-Größenwahn.
Klaus Otzelberger, FPÖ
Für Christina Engel-Unterberger ist nicht so sehr das Wachstum der Stadt an sich problematisch, sondern wie es zustande kommt. „Es werden auf verschwenderische Art lieblos aufeinandergestapelter Wohnraum, Supermärkte und Parkplätze errichtet.“ Sie forciert stattdessen kompakten Wohnbau. „Man sollte auf Nachverdichtung setzen, statt immer Grünland umzuwidmen.“ Mit einer „klugen Baupolitik“ könne man leistbaren Wohnraum schaffen und die Flächenversiedelung eindämmen.
Die Versiegelung nimmt wertvollen Boden in Anspruch, Grünflächen werden verdrängt oder verbaut und weichen teuren Wohnungen privater Investoren.
Christina Engel-Unterberger, Grüne
In dieselbe Kerbe stoßen auch die Neos, die ihren Kandidaten, wie berichtet, erst übernächste Woche vorstellen wollen. „Die Bautätigkeiten der Stadt sind planlos und unkoordiniert“, heißt es aus der pinken Fraktion.
Thomas Werth und Nikolaus Frings, Kronen Zeitung
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