Streit um Tigray

Amnesty: Hunderte Tote bei „Massaker“ in Äthiopien

Ausland
13.11.2020 11:30

Im Konflikt um die abtrünnige Region Tigray in Äthiopien sollen nach Angaben von Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) bei einem Überfall auf die Stadt Mai-Kadra zahlreiche Zivilisten getötet worden sein. Amnesty teilte am Donnerstag unter Berufung auf von ihr geprüfte Augenzeugenberichte, Fotos und Videos mit, dass vermutlich Dutzende aber „wahrscheinlich Hunderte“ Menschen einem „Massaker“ zum Opfer gefallen seien.

Die Leichen trügen klaffende Wunden, die offenbar von scharfen Waffen wie Messer und Macheten stammten, erklärte Amnesty. Wer für den Angriff verantwortlich war, konnte die Organisation nach eigenen Angaben zunächst nicht herausfinden. Augenzeugen zufolge soll der Überfall von Verbänden verübt worden sein, die mit der Regierungspartei in Tigray, der Volksbefreiungsfront TPLF, verbündet sind.

In dem Konflikt um die Region im Norden von Äthiopien bekämpfen sich die TPLF und die Armee der äthiopischen Zentralregierung in Addis Abeba. Die Volksbefreiungsfront äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff auf Mai-Kadra.

Neuen Regierungschef für Tigray ernannt
Das äthiopische Parlament hat am Freitag einen neuen Regierungschef für die Region Tigray ernannt. Die Entscheidung kam einen Tag, nachdem das Parlament den bisherigen Präsidenten von Tigray, Debretsion Gebremichael, abgesetzt hatte. Dieser war erst im September gewählt worden und ist Chef der Tigray Volksbefreiungsfront TPLF. Die Zentralregierung in Addis Abeba hatte die Wahl allerdings nicht anerkannt, was nun zu einem militärischen Konflikt geführt hat.

UNO fordert Zugang für humanitäre Hilfe
Die Vereinten Nationen appellierten unterdessen an die Regierung in Addis Abeba, einen „sofortigen und ungehinderten“ Zugang für humanitäre Hilfe in Tigray zu ermöglichen. Darüber führe die UNO-Beauftragte in dem ostafrikanischen Land Gespräche mit der Regierung, teilte ein UN-Sprecher mit. Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) sprach von allein 11.000 Menschen, die wegen der etwa einwöchigen Kämpfe in den benachbarten Sudan geflohen seien.

Seit Jahren ethnische Spannungen
In Tigray mit seinen mehr als fünf Millionen Einwohnern liefert sich die Zentralregierung in Addis Abeba seit Jahren einen Konflikt mit der TPLF. Dabei geht es um ethnische Spannungen zwischen den Tigrayern, die das Land über Jahrzehnte kontrolliert hatten, und Ministerpräsident Abiy Ahmed aus der Bevölkerungsmehrheit der Oromo. Der hatte die Tigrayer, die oft hohe Ämter im Militär innehatten, nach seinem Amtsantritt schrittweise entmachtet.

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