Je länger Krise dauert

Für die Psyche wird es jetzt richtig fordernd

Tirol
11.11.2020 07:00

Pandemie - und kein Ende in Sicht. Das drückt auf die Seele. Innsbrucker Wissenschafter orten eine steigende Belastung und haben die Auswirkungen des ersten Lockdowns auf die Psyche untersucht. Noch gebe es keinen Grund zur Panik, sagen sie, warnen aber vor Dauerstress durch die Krise. Ihr Weckruf an die Politik: „Angst ist kein guter Motivator!“

Zwei, drei Monate – dann haben wir es überstanden. Viele Menschen haben das im Frühling geglaubt und ihr „biologisches Notfallprogramm“ aktiviert, wie es Barbara Sperner-Unterweger, Direktorin der Klinik für Psychiatrie II in Innsbruck, beschreibt. Doch mittlerweile fühlt sich die Krise wie eine chronische Erkrankung an. Und auf die Dauer drohe die Psyche doch größeren Schaden zu nehmen, warnt die Expertin mit Verweis auf Studien aus anderen Krisenzeiten: „Besonders schwierig wird es, wenn zu den Covid-Einschränkungen noch ein Jobverlust, Wohnraumprobleme oder familiäre Stresssituationen dazukommen.“

Mehr als 1000 Tiroler nahmen an Online-Umfrage teil
Wie sich die Dauerbelastung auf die Psyche der Tiroler auswirkt, das wird nun untersucht. In einem ersten Schritt wurden mehr als 1000 Tiroler in einer Online-Umfrage zum ersten Lockdown befragt. Alex Hofer, Direktor der Klinik für Psychiatrie I, nennt einige Ergebnisse: „Zahlreiche Studien-Teilnehmer berichteten von mehr Einsamkeit oder steigender psychischer Belastung. 20 Prozent fühlten sich auch aggressiver. Bei den Jungen ging es oft um ein Gefühl der Langeweile - ebenfalls ein Faktor, wenn es um psychischen Stress geht.“ Die Befragung zeigte, dass vermehrt zu Alkohol oder Drogen gegriffen wurde.

Psyche nicht aus Augen verlieren
Anlass für Panik gebe es dennoch nicht, betont der Fachmann. Wichtig sei nun, die Psyche nicht aus den Augen zu verlieren. Vor allem bei jenen, die bereits an einer psychischen Erkrankung leiden. Die Zahl der Hilfesuchenden steigt.

Sperner-Unterweger richtet einen Appell an die Politik. „Angst ist kein guter Motivator“, sagt sie und mahnt, bei den Durchhalteparolen den Lichtblick nicht zu vergessen. Ihr Rat an jene, die Angstzustände plagen: „Auch mal Abstand vom Thema nehmen.“

Hilfe bei psychischer Belastung online: www.psychosomatik- innsbruck.at/ oder telefonisch: 0800/400 120 (Psychosozialer Krisendienst Tirol)

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