Mutation in Nerzen

Für Wiener Forscher „nicht besorgniserregend“

Wissenschaft
10.11.2020 11:32

Noch ist über die im Norden Dänemarks festgestellte Coronavirus-Mutation bei Nerzen noch sehr wenig bekannt. Eine im Raum stehende Mutation des Spike-Proteins des Covid-19-Erregers SARS-CoV-2 sei an sich aber „nicht zwingend besorgniserregend“, beruhigt der Forscher Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) in Wien. Worauf die dänischen Behörden ihre nun gesetzten Initiativen gründen, sei noch schwer einzuschätzen.

„Die Maßnahmen, die dort getroffen wurden, (die Regierung in Kopenhagen hat die Tötung des gesamten Nerzbestandes im Land angeordnet; Anm.) sind offensichtlich radikal. Für die internationale Forschungsgemeinschaft ist bisher nicht klar, aufgrund welcher Entscheidungsgrundlage das passiert“, sagte der Wissenschaftler, der sich am CeMM mit Mutationen des Coronavirus beschäftigt.

Rund zwei Mutationen pro Monat
Offenbar gehe es hier um Veränderungen des sogenannten Spike-Proteins (im Bild unten rot), mit dem das Virus an der Oberfläche menschlicher Zellen andockt. „Das ist per se nicht überraschend“, so Bergthaler. Bis dato wurden Veränderungen an dieser Stelle bereits in sehr großer Zahl entdeckt und beschrieben. Trotzdem gilt insgesamt, dass SARS-CoV-2 mit rund zwei Mutationen pro Monat in seinem rund 30.000 genetische Buchstaben großen Erbgut, sich im Vergleich etwa zum Grippe- oder dem HI-Virus relativ langsam entwickelt.

Wie sich derartige Veränderungen im Kontakt mit dem Menschen auswirken, könne man noch kaum festmachen. Das gilt etwa auch für die schon länger bekannte Mutation „D614G“ im Spike-Protein. Hier dürfte es sich um eine Veränderung handeln, die die Stabilität des Spike-Proteins erhöht und damit den Erreger infektiöser macht. „Das wurde aber im Menschen noch nicht letztgültig bewiesen“, so Bergthaler. Was nun die Nerz-Variante ausmacht und was sie bewirkt, liege noch tiefer im Unklaren.

Infektionen in Nerzfarmen, inklusive wechselseitige Übertragungen zwischen Tier und Mensch wurden bereits im September von einer Forschungsgruppe aus den Niederlanden in einer wissenschaftlichen Arbeit thematisiert. Dort wurde daraufhin alle befallenen Bestände getötet. Nun hat sich Dänemark zu dem drastischen Schritt entschieden, alle Nerzfarmen zu schließen.

Angst vor Auswirkung auf zukünftige Impfstoffe
Laut dortigen Behördenangaben könnte die Verbreitung von Varianten des Erregers SARS-CoV-2 Auswirkungen auf mögliche künftige Corona-Impfstoffe haben. „Man kann sich nur schwer vorstellen, dass aufgrund einer einzelnen Mutation zukünftige Impfstoffe ineffektiv sind“, betonte Bergthaler, der aufgrund der dürftigen Informationen auch „keine Veranlassung“ sieht, gar vom Ursprung einer neuen Erkrankung oder von Covid-20 zu sprechen.

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