Ziehharmonika im Trend

Die „Steirische“ und ihre großen Stars

Steiermark
07.11.2020 13:00

Die steirische Ziehharmonika ist nicht nur in unserem Bundesland beliebt. Die Starmusiker Herbert Pixner und Melissa Naschenweng erzählen von ihrer Beziehung zum Instrument.

Für Musikschüler ist Herbert Pixner auf der „Steirischen“ ein kleiner Gott und großes Vorbild. Für die alpine Musikwelt ist er ein Phänomen. Ohne große Marketingmaschinerie und Radiohits ist es dem Südtiroler gelungen, eine der erfolgreichsten Bands der neuen Volksmusik zu etablieren.

Ein „Spätberufener“
Er selbst bezeichnet sich in seiner leidenschaftlichen Beziehung zur Harmonika als einen „Spätberufenen“, der sich mit 16 Jahren das Instrument selbst beigebracht hat. „Ich bin ein Lernfauler“, gibt der Bergbauernsohn zu, der seiner Harmonika wie besessen schillernde Musikfarben entlockt und mühelos Grenzen überschreitet.

„Ich habe mich nie als Volksmusikant bezeichnet, sondern mich gerne mit verschiedenen Stilrichtungen beschäftigt.“ Das liegt am steten Drang, mit Musik zu experimentieren. „Mich fasziniert handgemachte Musik, die berührt. Ob sie sich verkauft oder nicht, ist mir wurscht.“

Der Alleskönner im figurbetonten Style der 60er-Jahre ging unbeirrt seinen Weg. „Das Einzige was ich abgeschlossen habe, ist die Tischlerlehre.“ Er arbeitete als Alm-Senner und Musikschullehrer, verdiente sein Geld als Radio- und Fernsehmoderator und Barmusiker im amerikanischen Vail.

Seit 15 Jahren hält ihn sein Herbert-Pixner-Projekt mit zahlreichen Alben und Tourneen unermüdlich auf Trab. Zuletzt mit dem hochklassigen Treffen zweier musikalischer Welten: die Berliner Symphoniker und Herbert Pixner. Der Konzertmitschnitt ist in diesen Tagen als „Symphonic Alps live“ erschienen. „Es war ein großer Traum, mit Orchestermusikern aus 23 Nationen gemeinsam zu spielen.“

Getrübt vom Albtraum, dass Pixner nach dem Konkurs des Konzertveranstalters auf 50.000 Euro sitzen geblieben ist. „Das ist der Lohn für zwei Jahre Arbeit“ Und nun die Corona-Krise, die den Künstler als nicht-relevanten Systemerhalter arbeitslos gemacht hat. „Mich ärgert, dass die Regierung mit zweierlei Maß misst. In den Einkaufscentern herrscht Vollbetrieb, und die Kunst muss zusperren. Für ein solches System will ich nicht relevant sein!“

Wann soll es wieder weitergehen? „Mit einem Wunder im nächsten Jahr. Plan B ist mit der Wirtshaustour in kleiner Besetzung geschmiedet.“ Und Plan C? „Dann gehe ich wieder als Senner auf die Alm.“

Die Pink(e) der Volksmusik
Von einem Bergbauernhof kommt auch Melissa Naschenweng - und zwar im kärntnerischen Lesachtal. Da, wo ihrer Meinung nach die Welt noch in Ordnung und inspirierend für „rosarote Heimatlieder“ ist.

Fünfzehn davon finden sich auf der neuen CD „LederHosenRock“, sie wurden in der Corona-Zeit aufgenommen und stürmen nun die Charts. „Ich bin mir sicher, dass die Menschen jetzt mehr Musik brauchen denn je. Es ist sehr still geworden im Land.“

In der Zwangspause konnte sich die 30-jährige auch mehr der Nachschulung auf ihrer pinken „Steirischen“ widmen. „Mir hat mein Vater die ersten Stücke beigebracht. In der Schule war ich das einzige Harmonika-Mädel, das sogar ausgelacht wurde.“ Mit Freude stellt die diesjährige Amadeus-Gewinnerin fest, dass nun die Harmonika-Kurse mit großem Mädchenanteil überbelegt sind. Ein Erfolg, den sich die Kärntnerin an ihre sexy Lederhose heften darf.

„Das ist eine Gratwanderung“
Den Beweis dafür liefern 130.000 Instagram-Follower, die sich am Leben der Schlagersängerin nicht sattsehen können. „Es ist sicherlich eine Gratwanderung. Wem’s nicht gefällt, soll einfach wegschauen.“ Im aktuellen Video zu „Difigiano“ (manche lesen eindeutig Zweideutiges) mimt Melissa Naschenweng eine verführerische Italienisch-Lehrerin.

Ihrem Zielpublikum gefällt‘s, Feministinnen schmollen. „Man muss mit den negativen Stimmen leben lernen, sonst hat man in dieser Branche nichts verloren.“ Klingt nach dicker Haut. „Ja, die habe ich in diesen zehn Jahren bekommen. Und ich bedanke mich bei den Kritikern. Sie haben mich zur Kämpferin gemacht.“

„Mein patschertes Bergbauernleben“
Als solche zeigt sich die selbstbewusste Sängerin auch am Cover ihrer neuen CD. Wie viel ist daran Marketing? „Das ist mein einfaches, patschertes Bergbauernleben!“ Sagt eine, die von deutschen Medien als Nachfolgerin von Helene Fischer gehandelt und in diesem Vergleich auch im Liebesrausch mit Florian Silbereisen gesehen wird. Da schmunzelt sie nur: „In mir die Nachfolgerin von Helene Fischer zu sehen, ist für mich sogar ein Kompliment. Da ist ja wirklich nichts Schlechtes daran!“

Erich Fuchs, Kronen Zeitung

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