ÖDK III in Voitsberg

Kraftwerksgegner: “Wiegen uns nicht in Sicherheit”

Steiermark
24.10.2010 09:32
Die Meldung von der Insolvenz des ÖDK-III-Eigentümers A-Tec rund um Mirko Kovats ist ein neuer Hoffnungsschimmer für die Gegner des Voitsberger Kohlekraftwerks. Ihr Ziel, der Stopp aller Pläne zur Wiederinbetriebnahme, ist aber noch nicht erreicht. Die "Steirerkrone" hat mit den Aktivisten Georg Kürzl, Susanne Unger und Andreas Kirchmair (im Bild von links) gesprochen.

"Krone": A-Tec ist pleite. Was erhoffen Sie sich dadurch in Hinblick auf ÖDK III?
Georg Kürzl: Wir gehen davon aus, dass sich das Projekt zumindest deutlich verzögert, wiegen uns aber bestimmt nicht in Sicherheit.

"Krone": Diese Woche brachte auch einen neuen FPÖ-Umweltlandesrat. Was erwarten Sie von Gerhard Kurzmann?
Susanne Unger: Wir hoffen, dass es wie mit seinem Vorgänger Manfred Wegscheider konstruktive Gespräche gibt. Um einen Termin haben wir schon angesucht. Nachdem sich aber die Bundes-FPÖ gegen den Bau neuer fossiler Kraftwerke ausspricht, wird Herr Kurzmann diese Ansicht wohl übernehmen.

"Krone": Bei Behörden gab es bisher nur Niederlagen. Was macht Sie dennoch optimistisch?
Kürzl: Das Kraftwerk kann nicht gegen den Willen der Bevölkerung in Betrieb gehen - und in Voitsberg sind immer mehr dagegen. Am Anfang wollte ja kaum jemand öffentlich Stellung nehmen, die Angst vor Repressalien war zu groß.
Andreas Kirchmair: Früher war das Kraftwerk auch deshalb akzeptiert, weil es wichtig für das Bergwerk, dem größten Arbeitgeber der Region, war. Heute sind die Gruben jedoch geschlossen.

"Krone": Stichwort Arbeitsplätze: A-Tec verspricht 200 neue Jobs. Eigentlich nicht unrelevant...
Kirchmaier: Im Tourismus würden aber gleichzeitig mehr Jobs wegfallen. Gerade in Hinblick Tourismus hat der Bezirk in den vergangenen 20 Jahren eine neue Identität aufgebaut. Sobald ÖDK III aufsperrt, wären alle Bemühungen und alles Geld umsonst gewesen.
Kürzl: Die Lebensqualität ist seit dem Abschaltung des Kraftwerks 2006 deutlich gestiegen. Zum Beispiel litten viele in der Region an Atemwegserkrankungen, das ist jetzt klar besser.

"Krone": Aber A-Tec-Geschäftsführer Alfred Weinberger hat im "Krone"-Interview von einem "Vorzeigekraftwerk" dank der CO2-Speicherung im gesprochen. Ist das glaubhaft?
Unger: Das ist Augenauswischerei. Die Technik ist vielleicht in 20 Jahren spruchreif und auch dann absolut unwirtschaftlich. Selbst wenn das funktioniert: Der Feinstaub, der uns am meisten betrifft, käme noch immer raus.

"Krone": Angenommen, das Kraftwerk geht trotz der Pleite und trotz aller Prostete in Betrieb: Wäre der Kampf zu Ende?
Kirchmaier: Nein, wir würden noch stärker auf die Barrikaden steigen, es könnte ein zweites Hainburg geben. Die Voitsberger haben 25 Jahre lang einen hohen Preis bezahlt, nochmals machen sie es sicher nicht.

Interview: Jakob Traby, "Steirerkrone"
Bild: Ricardo

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