Initiative klärt auf

Nur 16 Prozent der Tiroler haben ein Testament

Tirol
04.11.2020 20:00

Während der Corona-Krise stieg die Nachfrage zu Testamentsberatungen, auch in Tirol. Die Digitalisierungsoffensive der österreichischen Initiative „Vergissmeinnicht“ informiert neutral und zeigt auf, dass das Erbe auch einem guten Zweck dienen kann.

Nur 16 Prozent der über 40-jährigen Tiroler und Tirolerinnen haben mit einem Testament vorgesorgt - somit bildet unser Bundesland in Österreich das Schlusslicht. Diese Daten erhob die Initiative „Vergissmeinnicht“, welche kostenlos und neutral über Erbrecht und Testamentsspenden informiert. 89 gemeinnützige Organisationen sind Mitglied der Initiative. Wie Projektleiter Markus Aichelburg weiß, regte die Pandemie nun einige zum Nachdenken an: „In Covid-Zeiten ist das Interesse an Testamenten gestiegen. Die Menschen hatten mehr Zeit, sich damit zu befassen und sind sich im Lockdown ihrer Sterblichkeit bewusst geworden.“

Keine Zeit, keine Lust, Verlass auf Erbfolge
Auch Richard Forster, Vizepräsident der Notariatskammer für Tirol und Vorarlberg, vermerkte viele Anfragen in der Coronazeit. Er weiß, dass grundsätzlich viele Tiroler darüber nachdenken, ein Testament zu machen: „Nur die Umsetzung dauert lang, oft Jahrzehnte.“ Manche entscheiden sich auch bewusst dagegen. Forster kennt die Gründe: Man habe keine Zeit oder Lust, verlasse sich auf die gesetzliche Erbfolge oder möchte einfach nicht über den Tod sprechen. Viele wüssten aber nicht, wer bei der Erbfolge tatsächlich profitiert – und dass auch der Staat das Geld bekommen kann. Neben „Streit verhindern“ und „Nichts dem Zufall überlassen“ ist die Angst, dem Staat etwas zu vererben, bei vielen Österreichern ganz oben bei den Gründen für eine Testamentserstellung.

Doch manchen ist auch der gute Zweck wichtig: Österreichweit stammt jeder zehnte Spendeneuro aus Erben. Sieben Prozent der Tiroler können sich vorstellen, eine gemeinnützige Organisation im Vermächtnis zu berücksichtigen. Hauptsächlich, um nach dem Tod noch Gutes zu tun oder in Erinnerung zu bleiben.

Digitale Hilfsmittel, um Hemmungen abzubauen
Die Digitalisierungsoffensive von „Vergissmeinnicht“ bietet verschiedene Angebote, um mehr über die Nachlassregelung zu erfahren. Es fanden online bereits Informationsveranstaltungen mit rund 200 Teilnehmern statt. Ein Erklärvideo schildert die rechtlichen Grundlagen und ein Testamentsrechner gibt Aufschluss darüber, wie die Verlassenschaft ungeregelt aufgeteilt würde. Initiator Günther Lutschinger schildert: „Die Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen, dass sich sowohl ältere als auch jüngere Menschen über die Wichtigkeit eines Testaments informieren.“ Die Offensive soll Schwellenängste zum Tabuthema Testament abbauen. Es wird allerdings betont, dass sie keine Beratung durch einen Notar ersetzen kann.

Weitere Informationen: www.vergissmeinnicht.at

Mirjana Mihajlovic
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