Terrornacht in Wien

Zeugenbericht: „Da hab‘ ich gewusst: Es ist ernst“

Wien
03.11.2020 18:43

Nach dem Terroranschlag am Montag in der Wiener Innenstadt mit Toten und Verletzten versuchen jene, die sich an diesem Abend direkt in der Nähe der Tatorte befanden, als der 20-Jährige das Feuer auf Menschen eröffnete, zu begreifen. Zu begreifen, was in diesen Minuten in der City geschah und das Erlebte zu verarbeiten. Der 23 Jahre alte Nico, der sich zum Zeitpunkt des Attentats in der Innenstadt in einem Theater befand, erzählt krone.tv-Redakteurin Jana Pasching seine Geschichte.

Die Wohnung des jungen Wieners liegt direkt am Schwedenplatz, zum Zeitpunkt des Attentats hatte er sich gerade in den Kammerspielen der Josefstadt aufgehalten, wie er schildert. Von den Schüssen habe er nichts mitbekommen, berichtet der 23-Jährige. Doch plötzlich sei im Theater das Licht angegangen. „Eine Frau mit Schutzmaske ist auf die Bühne gelaufen und hat geschrien: ,Schnell, es ist aus, rennt!‘“

„Lauft, wenn ihr könnt“
Zunächst, so Nico, habe er sogar geglaubt, dass dies Teil des Stückes gewesen sei, doch dann sei die Polizei ins Theater gekommen, die Beamten wiesen die Besucher an, umgehend die Räumlichkeiten zu verlassen.
Auf der Straße wurde die Gruppe dann die Aufforderung erteilt, in Richtung Schwedenplatz zu gehen. Einfach nur: "Geht, geht!“, habe ein Beamter gesagt, „lauft, wenn ihr könnt.“

Wie Nico weiter erklärt, habe er zu diesem Zeitpunkt die Lage nicht einschätzen können und seine Mutter angerufen und gesagt: „Es ist was passiert, aber ich weiß nicht, was passiert ist.“ Sein Erstgedanke sei eigentlich ein Feuer gewesen. Gemeinsam mit einem jungen Mädchen, das sich ebenfalls alleine im Theater befunden hatte, sei Nico dann zur Landstraße gelaufen. Dieser Ort habe ihm ein sichereres Gefühl vermittelt als ein weiterer Aufenthalt in der Stadt.

„Und da hab ich gewusst: Es ist ernst“
„Wie wir gelaufen sind, rennen auf einmal Menschenmassen vorbei - und ich hab‘ gefragt: Was ist los, was ist los?“ Der Bericht eines Mädchens über das gerade Erlebte habe dann die Erkenntnis gebracht - sie sei gerade im Starbucks eingesperrt gewesen und habe circa 40 Schüsse gehört. „Und da hab‘ ich gewusst: Es ist ernst“, so Nico.

Jedes an ihm vorbeifahrende Auto habe ihm danach Angst gemacht: „Man weiß es nicht, sitzen die vielleicht in Autos? Schießen sie vielleicht auch da raus?", so der 23-Jährige.

„Dürfen uns nicht einschüchtern lassen“
Zuflucht habe er dann bei einem Freund gefunden, denn in die eigene Wohnung konnte er nicht. Bei seiner Ankunft habe er nur geweint, habe nicht begreifen können, was passiert sei. Ebenso unfassbar sei jedoch auch, „was für Solidarität ich erlebt hab‘“, erklärt Nico.
Dennoch sei es „menschlich, dass man Angst hat“, meint der junge Mann - und betont gleichzeitig: „Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen."

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