Juden in Graz besorgt

„Schmusekurs wird gegen Terrorismus nicht helfen“

Steiermark
04.11.2020 06:00

Im Sommer wurden die Synagoge in Graz beschädigt und Elie Rosen, Präsident der jüdischen Gemeinde, attackiert. Nach dem Anschlag in Wien sprach die „Krone“ mit ihm über die Terrorgefahr - und warum ein Schmusekurs nicht hilft.

„Krone“:Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie vom Terror in Wien gehört haben?
Elie Rosen: Ich bin ein sehr pragmatischer Mensch - deshalb gingen meine ersten Überlegungen darum, wem diese Anschläge gegolten haben. Natürlich nicht, weil es einen Unterschied macht, wer die Opfer waren. Sondern ob wir Maßnahmen zur Sicherheit der jüdischen Gemeinde in der Steiermark setzen müssen.

Welche Schlüsse haben Sie dann gezogen?
Nach dem aktuellen Ermittlungsstand können wir nicht ausschließen, dass die Anschläge auch den Einrichtungen der jüdischen Gemeinde in Wien gegolten haben. Auch Nachahmungsaktionen können aus jetziger Sicht nicht ausgeschlossen werden. Darum haben wir in der Steiermark auch unsere Sicherheitsvorkehrungen hochgefahren.

Wie sehen diese konkret aus?
Wir haben alle Einrichtungen geschlossen - auch den Bürobetrieb sofort auf Home-Office umgestellt. Den Gottesdienst haben wir aktuell aufgrund der Covid-Maßnahmen ohnehin eingestellt. Wir versuchen zwar nicht in Panik zu verfallen, müssen aber vorsichtig sein.

Erst im August wurde auch die Grazer Synagoge Opfer eines Anschlages, sogar Sie selbst wurden körperlich attackiert - wie kann man dem islamistischen und antisemitischen Terror Einhalt gebieten?
Dieser islamistische Terror ist kein österreichisches Problem. In Wien haben die Menschen aber nun schmerzhaft gesehen, welche Ausmaße das haben kann - vielleicht hat das auch die Sensibilität der Politik geschärft. Setzt man weiter auf einen Schmusekurs, wird das nicht helfen. Es braucht endlich echte Maßnahmen, auch was den Antisemitismus betrifft - hier fehlt es einfach an der nötigen Konsequenz, vielleicht auch, weil es gegen Personen aus dem Establishment gehen müsste.

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