14 Personen in Haft

Nehammer: „Keine Hinweise auf einen zweiten Täter“

Wien
03.11.2020 14:54

Nach dem Terroranschlag im Herzen von Wien hat Innenminister Karl Nehammer am Dienstagnachmittag über die neuesten Entwicklungen informiert. Er bestätigte, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen einschlägig vorbestraften 20-Jährigen handelte, der vorzeitig aus der Haft entlassen wurde. „Hier wurde eine Bruchlinie im System sichtbar“, betonte Nehammer. Es brauche eine Evaluierung, um solche Taten in der Zukunft zu vermeiden. Hinweise auf einen zweiten Täter gebe es bislang nicht. 14 Personen seien vorläufig festgenommen worden, 18 Hausdurchsuchungen hätten stattgefunden.

Der von der Polizei laut Nehammer „nur neun Minuten“ nach den ersten Schüssen „neutralisierte“ mutmaßliche Täter habe es geschafft, „das Deradikalisierungsprogramm der Justiz zu täuschen“. „Es hat damit keine Warnhinweise über die Radikalisierung gegeben“, erklärte der Innenminister. Nach einer versuchten „Dschihad-Ausreise“ habe der 20-Jährige 22 Monate Haft ausgefasst, musste aber nicht die ganze Strafe absitzen. Der Verdächtige wollte nach Syrien reisen, um sich dort der Terrororganisation Islamischer Staat anzuschließen.

Die Behörden hätten allerdings nach „besten Wissen und Gewissen“ gearbeitet, betonte der Minister. Die Polizei führe die Ermittlungen, die Staatsanwaltschaft sammle Beweise und nach einem Gerichtsverfahren erfolge ein Urteil. Die vorzeitige Entlassung eines Radikalisierten, „dem es gelungen sei, die Betreuer im ihm auferlegten Deradikalisierungsprogramm zu täuschen“, zeige eine „Bruchlinie im System“, welches man unbedingt evaluieren müsse.

Verdächtiger „wollte ganz bewusst das System zerstören“
Der 20-Jährige habe auf seine Bewährungshelfer stets „besonders bemüht“ gewirkt. Bei seinen Terminen bei dem Verein Derad, der auf radikalislamische Straftäter spezialisiert ist, habe er nach außen hin dem Bild eines in die Gesellschaft integrierten jungen Mannes entsprochen. Doch in Wirklichkeit habe er „ganz bewusst das System zerstören“ wollen, betonte Nehammer.

20.000 Videos an Polizei geschickt
Nehammer lobte die Mitarbeit der Bevölkerung, die nach einem Aufruf der Polizei ein Terrabyte an Daten an die Exekutive geschickt hatte. Es habe sich dabei um 20.000 Videos, die während der Tatnacht gemacht worden seien, gehandelt. „Es wurden 50 Prozent des Materials gesichtet“, erklärte er. Man habe dabei „keinen Hinweis auf einen zweiten Täter“ feststellen können.

18 Hausdurchsuchungen, 14 Personen vorläufig in Haft
Das „schnelle Eingreifen“ der Einsatzkräfte habe geholfen, „Schlimmeres zu verhindern“. Es habe bislang 18 Hausdurchsuchungen in Wien und Niederösterreich gegeben. 14 Personen aus dem Umfeld des 20-Jährigen seien vorläufig festgenommen worden und würden derzeit einvernommen. 

Angeschossener Polizist in stabilem Zustand, viele Verletzte
Eine erhöhte Sicherheitswarnung bleibe aufrecht. Jener Polizist, der bei dem Anschlag angeschossen wurde, befindet sich laut Nehammer in stabilem Zustand. Bei dem Terroranschlag verloren vier Menschen ihr Leben, 22 Menschen wurden vom Angreifer zum teil lebensgefährlich verletzt.

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