Schütze in Wien

Anwalt: Nie gedacht, „dass er zum Attentäter wird“

Wien
03.11.2020 13:21

„Ich hätte das nie für möglich gehalten, dass er zum Attentäter wird“ - das sagte Nikolaus Rast, jener Anwalt, der den Attentäter von Wien in seinem Prozess im Jahr 2019 vertreten hatte. Der 20-Jährige, der damals wegen terroristischer Vereinigung verurteilt wurde, stamme aus einer normalen Familie. Die Eltern kommen aus der nordmazedonischen Ortschaft Celopek. Kujtim F. selbst wurde in Mödling geboren. Radikalisiert habe er sich wohl in einer Moschee.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) war ursprünglich auf den in Österreich geborenen Burschen aufmerksam geworden, weil seine Mutter ihn als vermisst gemeldet hatte. Im Zuge der Ermittlungen zu seinem Verbleib stellte sich dann heraus, dass ihm nichts zugestoßen war.

Er befand sich vielmehr auf dem Weg nach Syrien, um sich der radikal-islamistischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anzuschließen. In der Türkei wurde er jedoch von den Behörden aufgegriffen, am Grenzübertritt nach Syrien gehindert, in Haft genommen und zurück nach Österreich geschickt.

Rast hatte den Burschen im Anschluss in einer Verhandlung am Wiener Landesgericht vertreten, wo dieser im April 2019 in einem Terrorprozess als IS-Sympathisant wegen terroristischer Vereinigung zu 22 Monaten Haft verurteilt wurde.

Rast: „Radikalisierung in Moschee“
Der Jurist, der den Anschlag vom Montag „aufs Allerschärfste“ verurteilte und den Angehörigen der Getöteten und Verletzten seine tief empfundene Anteilnahme bekundete, vermutete Dienstagmittag, dass sich der 20-Jährige als Teenager in einer Moschee, die er regelmäßig besucht hatte, radikalisiert hatte. Sein ehemaliger Mandant sei ein orientierungsloser Jugendlicher gewesen, der einen Platz im Leben gesucht habe, meinte Rast. „Für mich war das ein Jugendlicher, der das Pech gehabt hat, an die falschen Freunde zu geraten.“

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Für mich war das ein Jugendlicher, der das Pech gehabt hat, an die falschen Freunde zu geraten.

Strafverteidiger Nikolaus Rast

Als „nicht gefährlich“ eingestuft
Während der gegen ihn gerichteten strafrechtlichen Ermittlungen und nach seiner rechtskräftigen Verurteilung wurde Kujtim F. laut Rast von einem Bewährungshelfer und dem Verein Derad betreut, der auf die Deradikalisierung radikalislamischer Straftäter spezialisiert ist. Er wurde Ende des Vorjahrs als nicht mehr gefährlich eingestuft - ansonsten wäre seine vorzeitige, mit 5. Dezember erfolgte bedingte Entlassung aus dem Gefängnis nicht bewilligt worden.

Schock in Wien sitzt tief
Nach der entsetzlichen Terrortat in der Bundeshauptstadt geht vielerorts im Land die Angst um, Österreich und die Welt trauern. In der Wiener Innenstadt prägen Polizeipatrouillen, Blaulicht und fassungslos-traurige Gesichter das Bild. Viele Menschen aber sind nicht unterwegs. Die City ist fast leer, viele Geschäfte halten geschlossen. Der Schock sitzt tief, auch nach mehreren Festnahmen. Kujtim F. wurde von der Sondereinheit WEGA nahe der Ruprechtskirche erschossen.

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