Nach Terrortat

Zeuge: „Wer denkt denn in Wien an einen Anschlag?“

Wien
03.11.2020 13:09

Der Schock nach dem Terroranschlag am Montagabend sitzt auch am Tag danach tief, kannte man derartige Vorfälle in Österreich bislang lediglich aus der Berichterstattung aus anderen Ländern. Doch nun wurde auch die Bundeshauptstadt zum Ziel des Terrors - real und dennoch unwirklich. „Wer denkt denn in Wien an einen Anschlag?“, fragte etwa ein Zeuge, der sich am Ort des Geschehens befand.

Der Zeuge war am Tatort, weil er sein Touristik-Geschäft in der Innenstadt für den Lockdown schließen wollte. „Plötzlich fielen Schüsse, erst so 20, dann acht und dann wieder 20“, schilderte der Mann gegenüber der APA. Er habe das Geschehen anfangs gar nicht einordnen können. „Wer denkt denn in Wien an einen Anschlag? Und es war auch lange keine Polizei da“, meinte der Mann. Erst als er den Verdächtigen tot am Boden gesehen habe, habe er gewusst, was passiert war, so seine Schilderung. „Als er tot war, war es auch vorbei.“

„Passanten versuchten noch Erste Hilfe“
Der Zeuge nahm während dieser Zeit immer nur einen Täter wahr. „Er ging hinunter zum Schwedenplatz und kam dann wieder hinauf“, so der Mann. In der Nähe der Ruprechtskirche wurde der Angreifer dann von der Polizei erschossen. „Passanten versuchten noch Erste Hilfe“, schilderte der Zeuge. Als der Täter tot am Boden lag, fielen ihm zufolge keine weiteren Schüsse mehr. Die Innenstadt sei an dem Abend vor dem Lockdown brechend voll gewesen. „Viele haben überhaupt nicht realisiert, was da passiert“, sagte der Mann. Panik sei nicht ausgebrochen. 

Wie Nahost-Experte und Politologe Thomas Schmidinger am Dienstag erklärte, könnte es sich auch nur um einen unter „IS-Label“, also im Namen des Islamischen Staates, durchgeführten Anschlag eines einzelnen Täters handeln, der das Attentat selbst organisiert und durchgeführt hat. So deute die Bewaffnung etwa darauf hin, der Attentäter sei mit einem Gewehr bewaffnet gewesen, das man sich in Wien durchaus illegal beschaffen könnte.

Wien als Ziel, weil Attentäter in Wien lebte?
„Wenn das ein Einzeltäter war, dann bräuchte er für so einen Angriff nicht notwendigerweise die logistische Unterstützung einer Organisation“, meint Schmidinger. „Es deutet einiges darauf hin, dass das nicht in der Zentrale des IS beschlossen wurde, sondern der Grund, dass Wien das Angriffsziel war, darin begründet ist, dass der Attentäter in Wien gelebt hat und ein in Wien sozialisierter Dschihadist ist.“ Es könnte aber auch eine Mischform gewesen sein, nämlich dass der Attentäter über die sozialen Medien mit dem IS in Kontakt stand. Für eine endgültige Beurteilung sei es aber noch zu früh.

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