Drei Hauptverdächtige

Drogen-Prozess gegen 20 Angeklagte in Klagenfurt

Kärnten
03.11.2020 12:53

Im Drogen-Großprozess am Landesgericht Klagenfurt haben sich am Dienstag die Hauptangeklagten nicht schuldig bekannt. Die Verteidiger meldeten unter anderem Zweifel an der Übersetzung von Telefonüberwachungsprotokollen an, die Beweisergebnisse seien alles andere als eindeutig. Den drei Haupttätern - insgesamt sind 20 Männer angeklagt - drohen zehn bis 20 Jahre beziehungsweise lebenslange Haft.

Verteidiger Herwig Hasslacher zeichnete ein völlig anderes Bild von seinem Mandanten, dem Erstangeklagten, als es die Staatsanwältin getan hatte: „Mein Mandant sitzt im Gerichtssaal und kann nicht verstehen, was ihm vorgeworfen wird.“ Der 32-Jährige habe sein Geld mit dem Verkaufen von Zeitungen verdient, vor Supermärkten habe er Einkaufswagen zurückgeschoben in der Hoffnung, dass er dann die Münzen behalten dürfe - das sei sein Einkommen gewesen: „Und das soll ein Boss einer Großbande sein?“ Seinem Mandanten, der Analphabet sei, fehle sowohl die Bildung wirtschaftlicher Art als auch das Organisationstalent für solche Taten, bei ihm seien weder Drogen noch Geld gefunden worden.

Zweitangeklagter bekennt sich nicht schuldig
Philipp Tschernitz, der Verteidiger des 29-jährigen Zweitangeklagten, erklärte, sein Mandant werde sich ebenfalls nicht schuldig bekennen. „Die Beweisergebnisse sind stark anzuzweifeln, mein Mandant bestreitet sie auch.“ Ähnlich replizierte der Verteidiger des Mannes, dem vorgeworfen wird, der dritte „Chef“ in der Bande gewesen zu sein.

Die Angeklagten würden allesamt „nicht das typische Bild von Drogenbaronen“ abgeben. Sie seien alle mittellos - sein Mandant habe lediglich zugegeben, zwei oder dreimal „geringfügigste Mengen“ an Drogen verkauft zu haben. „Das ist natürlich strafbar, hat aber nichts mit führender Mitgliedschaft in einer Großbande zu tun.“

Auch der 67-jährige Viertangeklagte, von der Staatsanwältin als Geldverteiler der Bande angeklagt, sei nicht schuldig, erklärte sein Verteidiger: Er habe nie etwas mit Drogen zu tun gehabt. Er sei wohl ins Visier geraten, weil er sich sozial für Nigeria engagiert und es deswegen Geldflüsse gegeben habe.

Die Verhandlung wurde für eine Mittagspause unterbrochen, für den Nachmittag waren die Repliken der weiteren 16 Verteidiger geplant.

 Kärntner Krone
Kärntner Krone
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele