Nicht zum ersten Mal

Im Zeichen der Spanischen Grippe: Wählen mit Maske

Ausland
03.11.2020 06:00

Es ist nicht der erste US-Urnengang mit Schutzmaske. Die Wahlen zum Repräsentantenhaus im November 1918 standen ganz im Zeichen der Spanischen Grippe. Es gab eine öffentliche Diskussion, ob man den Urnengang verschieben sollte.

An stark betroffenen Orten konnten die Wahllokale nicht öffnen, eine Briefwahl war logistisch nicht möglich. Viele US-Amerikaner waren im Kriegseinsatz in Europa. Mit 40 Prozent war die Wahlbeteiligung deswegen - sogar für US-Verhältnisse - sehr gering.

Die Maßnahmen waren ähnlich wie heute: Maske tragen, Abstand halten und nur in wichtigen Fällen das Haus verlassen. Und wie heute hielten sich auch damals nicht alle daran.

War es nur ein böser Traum?
Heute wird in den USA entschieden, ob der böse Spuk im Weißen Haus ein Ende findet, ob schamlose Lügen-Demagogie auf fruchtbaren Boden gefallen ist oder ob sich die Amerikaner aus der Falle befreien, in die sie geraten waren.

95 Millionen Voraus-Wähler („early voters“) können nicht nur der Corona-Pandemie geschuldet sein. Diese Rekordwahlbeteiligung im traditionellen Land der Nichtwähler signalisiert vielleicht einen neuen Aufbruch. 2016 hatten die Wutbürger Denkzettel an das Establishment mit dessen enormem Elite-Dünkel in die Wahlurnen gesteckt, 2020 könnten viele Stimmzettel die Aufschrift „sorry“ tragen.

Es werden noch zahlreiche Bücher darüber geschrieben werden, wie und warum eine große Nation wie die USA derart auf die schiefe Bahn geraten konnte. Trump hat verwirklicht, was die Gründungsväter der USA verhindern wollten: Er hat die politische Gewaltenteilung („checks and balances“) ausgehebelt. Und ausgerechnet diese 200 Jahre alte und leider nie reformierte Verfassung aus der Hand der Gründungsväter hat es Trump ermöglicht, sich mit der Minderheit an Stimmen zum allmächtigen Präsidenten aufzuschwingen. Die einst mächtigen Senatoren aus der Republikanischen Partei schlossen dazu gehorsamst ihre Augen und Ohren.

Für die Reparatur dessen, was Trump alles zerstört hat, würden zwei Nachfolge-Präsidentschaften kaum ausreichen.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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