Besser als echter Hack

Furcht vor Hackern zerstört Vertrauen in US-Wahl

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31.10.2020 15:54

Hacker versuchen die Präsidentschaftswahl in den USA zu torpedieren - das steht fest. Und selbst wenn es ihnen nicht gelingt, in Wahlcomputer einzudringen, haben sie nach Einschätzung von Experten damit Erfolg. Denn allein die Möglichkeit solcher Manipulationsversuche erschüttert das Vertrauen der US-Bürger in das Wahlsystem.

Wissenschaftler in den USA sprechen von „Perception hacking“, also der Manipulation der Wahrnehmung. „Perception hacking kann genauso wirkungsvoll sein oder sogar noch wirksamer als ein tatsächlicher Hack“, so Jessica Brandt, Forschungsleiterin der Organisation Alliance for Securing Democracy, die ausländische Einflussnahme auf Wahlen zu verhindern versucht.

Gefühl der Verwundbarkeit
Russische Operationen zielten vor allem darauf ab, ein Gefühl der Verwundbarkeit zu erzeugen, sagt Brandt. Das sei ihnen gelungen, indem sie in Wahldatenbanken in mehreren US-Bundesstaaten eindrangen und dabei Spuren hinterließen, die zum Kreml führten. „Werden sie Stimmen manipulieren? Ich glaube nicht“, sagt Brandt. „Aber man muss nicht eine einzige Stimme ändern, um die Legitimität des Wahlprozesses infrage zu stellen.“ Plötzlich herrschen Zweifel, ob Wahlcomputer, Datenbanken und die Übermittlung auch wirklich sicher sind.

Systeme sicherer als bei Wahl 2016
In Wirklichkeit ist die Wahlinfrastruktur heute Fachleuten zufolge weitaus widerstandsfähiger als bei der Präsidentschaftswahl 2016. „Die Bundesstaaten haben in den vergangenen vier Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht, Cyber-Attacken und technisches Versagen zu verhindern und aufzudecken“, schreiben Lawrence Norden und Derek Tisler von der Universität New York in der Fachzeitschrift „Foreign Affairs“. Deshalb sei die Wahl 2020 in vielen Aspekten die sicherste, die je in den Vereinigten Staaten stattfand.

„Fallen Sie nicht darauf herein“
Presseberichten zufolge hat sich neben Russland auch der Iran Zugang zu Wählerdaten verschafft. Die Sicherheit der Wahl sei dadurch aber nicht in Gefahr, erklärten sowohl die US-Bundespolizei als auch das Heimatschutzministerium. „Seien Sie darauf gefasst, dass schlechte Menschen in den nächsten Wochen behaupten, sie hätten das Wahlsystem gehackt. Fallen Sie nicht darauf herein“, twitterte Nathaniel Gleicher, Chef für Cyber-Sicherheit bei Facebook.

Die Berichte über russische und iranische Sabotageversuche nähren auch die Befürchtung, US-Präsident Donald Trump könne bei einer Niederlage das Wahlergebnis in Zweifel ziehen. „Es ist wenig hilfreich, wenn der eigene Präsident ohne Beweise die Rechtmäßigkeit des Wahlprozesses infrage stellt“, so Brandt. „Das sind genau die Behauptungen, die Russland befördern will.“

Russische Geheimdienste setzten schon seit Langem auf die Strategie des „Perception Hacking“, sagt auch James Lewis von der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies. „Es geht darum, Falschinformation zu verbreiten, damit die Menschen falsche Schlussfolgerungen daraus ziehen.“ Und durch manipulierte Algorithmen in den sozialen Medien lasse sich der Effekt sogar noch verstärken.

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