„Ein zerrissenes Land“

Trump oder Biden? Das sagen die „US-Steirer“

Steiermark
01.11.2020 07:00

Trump oder Biden? Diese Wahl haben die USA am Dienstag. Wie sehen Amerikaner, die in der Steiermark leben, die Lage ihrer Nation? Welche Auswirkungen hat die Wahl auf unsere Wirtschaft? Über ein gespaltenes Land zwischen Resignation und Hoffnung.

Insgesamt 1048 gebürtige US-Amerikaner leben in der Steiermark (Stand: 1. 1. 2020), 645 von ihnen haben noch die US-Staatsbürgerschaft und dürfen daher auch ihre Stimme abgeben: „Ich habe erstmals in meinem Leben nicht gewählt“, sagt Posaunist Luis Bonilla.

Als Musiker von Phil Collins hat der gebürtige New Yorker die Welt bereist, unterrichtet nun an der Kunstuni in Graz und hat hier auch seinen Lebensmittelpunkt: „Die US-Politik ist zu einer Farce geworden, bei der ich guten Gewissens wirklich nicht mehr mitspielen kann“, erklärt er.

„Gespalten wie zuletzt in den 1850er-Jahren“
Eine verständliche Entscheidung, wenn man den gehässigen und untergriffigen Wahlkampf zwischen Trump und Biden Revue passieren lässt: „Die Vereinigten Staaten sind so gespalten wie zuletzt in den 1850ern, also der Zeit vor dem Bürgerkrieg“, erklärt Stefan Rabitsch vom Zentrum für Inter-Amerikanische Studien der Universität Graz. Der gebürtige Fohnsdorfer hat bei Forschungsreisen erlebt, wie die Politik Freundschaften beendet und Familien entzweit hat.

Lager können nichts miteinander anfangen
Diese Spaltung ist auch Caitlin Ahern nicht fremd: „Progressive auf der einen Seite und die Anhänger von Trump auf der anderen Seite können gar nichts mehr miteinander anfangen“, erzählt die gebürtige US-Amerikanerin, die seit mehreren Jahren in Graz lebt.

Sie selbst engagiert sich bei den „Democrats abroad“ und versucht, auch Positives an der aktuellen Situation zu sehen: „Trumps Sieg hat auch viele Leute aufgeweckt, aktiver zu sein. Leute, die bisher noch nie politisch aktiv waren, gehen zu Protesten“, spielt sie etwa auf die Black-Lives-Matter-Bewegung an. Unabhängig vom Resultat der Wahl wünscht sie sich, dass „dieses Niveau von politischem Engagement erhalten bleibt.“

„Wir müssen mit den Amerikanern im Gespräch bleiben“
Dass man den Kontakt zu Amerika auch von europäischer Seite erhalten soll, findet indes Stefan Rabitsch wichtig: „Es ist leicht, sich über Trump und seine Politik lustig zu machen. Aber die ungemütliche Wahrheit ist nun einmal, dass es für uns nicht ohne Amerika geht.“

Denn auch wenn sich in der Weltpolitik die Machtverhältnisse langsam in Richtung China verschieben würden, seien die USA nach Deutschland der zweitwichtigste Wirtschaftspartner für Österreich. Rabitsch plädiert: „Auch wenn Trump uns als Präsident nicht gefällt, müssen wir mit den Amerikanern im Gespräch bleiben. Was wäre die Alternative zum Dialog?“

„Mich zieht so schnell nichts zurück“
Ins Gespräch ist auch Luis Bonilla gekommen - und zwar mit den Steirern: „Ich mag an ihnen, dass sie in mir mehr als nur einen Amerikaner sehen“, sagt er und plant bis auf Weiteres ein Steirer zu bleiben: „Mich zieht so schnell nichts zurück!“

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