Zahlen der Pathologie

Todesfälle: Die meisten Opfer sterben an Covid-19

Tirol
28.10.2020 13:20

Sie hält sich nach wie vor hartnäckig: die Behauptung, dass Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus auf die teils schweren Vorerkrankungen des Patienten zurückzuführen sind, und dass der Tod nicht ursächlich mit einer Covid-19-Erkrankung zusammenhänge. Wie Zahlen aus der Pathologie nun jedoch belegen, sterben die meisten Opfer nicht an ihren Begleiterkrankungen, sondern tatsächlich an Covid-19.

Tagtäglich wird bei den nun wieder steigenden Todeszahlen (allein am Mittwoch wurden österreichweit 22 weitere Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet) davon gesprochen, dass der Tod eines Patienten durch das Coronavirus lediglich „vorverschoben“ werde, die Person „ohnedies in nächster Zeit verstorben“ wäre. Ein Trugschluss, so Walter Hasibeder, nächster Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin, am Mittwoch: „Das stimmt nicht. Eine Komorbidität (Begleiterkrankung, Anm.) an sich spielt eine geringere Rolle als Einschränkungen in der Funktionalität (die Kapazität, das tägliche Leben selbstständig zu meistern, Anm.) bei den Patienten. Das ist aber bei allen schweren Erkrankungen, nicht nur bei Covid-19, so.“

Das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf wird zwar durch das Alter und bestimmte Vorerkrankungen erhöht, „wenn aber Covid-19-Patienten sterben, dann zumeist an Covid-19, nicht an den Vorerkrankungen“, erklärte Hasibeder. Sei die Funktionalität stark eingeschränkt, verschlechtere sich die Prognose der Betroffenen. „Eine Vorerkrankung - wie eine gut eingestellte arterielle Hypertonie (Bluthochdruck, Anm.) oder ein Diabetes - bedeuten nicht an sich schon eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit“, sagte Hasibeder.

Entscheidend: „Funktionale Reserven des Patienten“
In Deutschland werteten Pathologen 154 Obduktionen an 68 Instituten aus: 86 Prozent der untersuchten Covid-19-Opfer waren direkt der Virus-Erkrankung erlegen. Das nationale italienische Statistikinstitut (Istat) kam in einer ähnlichen Untersuchung auf 89 Prozent. Nur elf Prozent waren mit einer SARS-CoV-2-Infektion an einem anderen Grundleiden gestorben.
Ein deutsches Register über rund 10.000 Covid-19-Patienten zeigte allerdings, dass ein erheblicher Anteil der im Krankenhaus Behandelten Vorerkrankungen aufwies: Mehr als die Hälfte (56 Prozent) Bluthochdruck, 27 Prozent hatte Herzrhythmusstörungen, 14 Prozent eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und sechs Prozent Adipositas. „Es kommt jeweils darauf an, welche funktionalen Reserven die Patienten aufweisen“, sagte Hasibeder dazu.

Und aus den USA wurde gemeldet, dass 20 Prozent der wegen Covid-19 Hospitalisierten oder Verstorbenen junge Menschen seien. Das jedoch wäre auch kein Widerspruch. „Die waren jung, aber nicht gesund.“ Bei Adipositas-Raten von 40 Prozent sei das allein schon ein hohes Risiko.

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