Wer sind Gagenkaiser?

Tiroler Landespolitiker und ihr Nebenverdienst

Tirol
25.10.2020 13:48

Wer sind die Topverdiener im Tiroler Landtag, wenn es um die „Nebengeräusche“ geht? Die „Krone“ hat recherchiert. Eines vorweg: Die „Gagenkaiser“ kommen aus der ÖVP und FPÖ.

Wenn am Stammtisch das Thema Politikergehälter diskutiert wird, gehen die Wogen meist hoch. „Unsere Politiker verdienen genug, ganz zu schweigen von satten Nebeneinkünften“, heißt es da gerne pauschal. Stimmt das? „Jein“, lautet die erste Antwort. Auf den zweiten Blick – sprich jenen in das Unvereinbarkeits- und Transparenz-Gesetz – ergeben sich allerdings einige sehr interessante Detailaspekte.

Insgesamt sitzen im Tiroler Landtag 36 Abgeordnete. 17 von der ÖVP, sechs von der SPÖ, fünf FPÖler, vier Grüne sowie jeweils zwei Abgeordnete von Liste Fritz und Neos.

Duo hebt sich finanziell vom Rest deutlich ab
Von diesen Abgeordneten hebt sich ein Duo finanziell deutlich vom Rest ab. Insofern, dass es bei der gesetzlich vorgegebenen Angabe von „Nebeneinkünften“ in die Kategorie 5 (mehr als 10.000 Euro) fällt. Die zwei „Gagenkaiser“ sind namentlich Mario Gerber (ÖVP) und Evelyn Achhorner (FPÖ).

Bei Gerber kann man vom Multifunktionär sprechen, der sicher ein Top-Zeitmanagement hat. Er ist nicht nur Abgeordneter, sondern auch Geschäftsführer mehrerer Hotels sowie auch einer Immobilien- und Beteiligungs GmbH. Dazu Funktionär in der Wirtschaftskammer Tirol (Spartenobmann Tourismus- und Freizeitwirtschaft) und auch Obmann-Stv. des Tourismusverbandes Innsbruck.

Evelyn Achhorner lukriert ihre Nebenverdienste als Architektin und Baumeisterin sowie aus „diversen Mieteinnahmen“, heißt es.

Trio in Kategorie 4
In der Kategorie 4 (7001 bis 10.000 Euro) findet man drei Namen: Elisabeth Blanik und Georg Dornauer von der SPÖ sowie Martin Wex von der ÖVP. Blanik ist Lienzer Bürgermeisterin, sitzt im Aufsichtsrat der Lienzer Bergbahn und ist ehrenamtlich Obfrau des Wohn- und Pflegeheimes Lienz, des Gemeindeverbandes Öffentlicher Personennahverkehr Osttirol (ÖPNV) usw.

Dornauer ist Bürgermeister von Sellrain sowie einer der Geschäftsführer beim Kraftwerk Sellrain/Fotsch GmbH. Wex ist Vizebürgermeister in Schwaz, Geschäftsführer der Firma „Absolutinternet GmbH“ und Aufsichtsrat der Sparkasse Schwaz.

Neun Politiker mit bis zu 7000 € zusätzlich
In der Kategorie 3 (3501 bis 7000 Euro) scheinen neun Politiker auf. Von der ÖVP die Abgeordneten Cornelia Hagele, Dominik Mainusch, Alois Margreiter, Martin Mayerl, Florian Riedl, Stefan Weirather sowie Jakob Wolf. Von der FPÖ Rechtsanwalt Markus Abwerzger sowie der Tiroler ÖGB-Vorsitzende Philip Wohlgemuth (SPÖ).

Abgeordnete in den unteren Kategorien
Nebeneinkünfte in der Höhe zwischen 1001 und 3000 Euro (Kategorie 2) gaben elf Abgeordnete an: Josef Edenhauser, Barbara Schwaighofer, Martina Nowara, Hermann Kuenz und Anton Mattle (alle ÖVP). Weiters Alexander Gamper und Patrick Haselwanter (FPÖ), Claudia Hagsteiner (SPÖ), Stephanie Jicha (Grüne), Markus Sint (Liste Fritz) und Andreas Leitgeb von der Neos-Partei.

Die Abgeordneten Sophia Kircher (ÖVP), Elisabeth Fleischanderl und Benedikt Lentsch (beide SPÖ), Christofer Ranzmaier (FPÖ), Georg Kaltschmid (Grüne) sowie Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz) befinden sich in der Kategorie 1 (diese reicht von 1 bis 1000 Euro).

Weniger Transparenz bei Grün-Abgeordneten
Wer nun mitgezählt hat, vermisst fünf Abgeordnete, um auf die Summe 36 zu kommen. Sie haben bisher keine Angaben zu ihren Nebeneinkünften gemacht. Interessant ist, dass jene Partei, die stets Transparenz predigt, sich hier sehr zugeknöpft gibt.

Bei den Grünen fanden es von vier Abgeordneten zwei (Klubobmann Gebi Mair und Michael Mingler) nicht der Mühe wert, Daten zu liefern. Ebenso Neos-Klubchef Dominik Oberhofer sowie der VP-Abgeordnete Heinz Kirchmair und auch Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann (ÖVP). Letztere kommt als Landtagspräsidentin auf 13.396,30 Euro monatlich.

Drei Abgeordnete zu 100% dienstfrei gestellt
Drei Politiker in den Reihen des Landtages sind übrigens zu 100 Prozent dienstfrei gestellt: Namentlich Jakob Wolf (angestellt beim Land Tirol) und Heinz Kirchmair (Post AG), beide ÖVP, sowie Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz, angestellt bei den Tirol Kliniken). Eine 50%-ige Dienstfreistellung genießt Andreas Leitgeb (Landespolizeidirektion), eine 25%-ige Florian Riedl (ÖVP), beschäftigt beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.

Um alle diese Politiker muss man sich aber keinerlei Sorgen machen: Sie sind mit ihren Gehältern als Abgeordnete, Klubchef oder gar Präsidiumsmitglied im Tiroler Landtag bei einem Verdienst von 100.000 Euro jährlich und somit weit über dem Durchschnittsverdienst der Tiroler Bevölkerung, der in etwa bei 26.000 € liegt.

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