Kampf gegen Kartelle

Wettbewerbshüter prüfen Tagespreise in der “Ski amadé”

Salzburg
18.10.2010 13:13
Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) nimmt rechtzeitig zum Skisaison-Auftakt die Tagespreise der Skilifte in der Wintersportregion "Ski amadé" unter die Lupe. Erstmals soll dabei eine statistische Methode aus den USA angewendet werden, betonte BWB-Generaldirektor Theodor Thanner am Montag. Es sollen die Preise nach dem im Jahr 2003 geschlossenen Vergleich im Kartellverfahren überprüft werden. Damals hatte sich der Skiverbund verpflichtet, ab der Wintersaison 2004/05 regional unterschiedliche Tages- und Halbtageskartenpreise anzubieten.

"Ski amadé" wurde im November 2000 gegründet und ist Österreichs größter Skiverbund. Er umfasst fünf Skigebiete in Salzburg und der Steiermark (Salzburger Sportwelt, Gastein, Schladming-Dachstein, Hochkönigs Winterreich und Großarl). Mit dem gemeinsamen Skipass können die Wintersportler mithilfe von 270 Seilbahnen und Liftanlagen insgesamt 860 Pistenkilometer befahren.

Anomalien deuten auf Preisabsprachen hin
Zwar könnten mit statistischen Methoden allein Kartelle nicht bewiesen werden, allerdings würden sie helfen, "jene Märkte und Geschäftsfelder zu identifizieren, deren statistische Daten 'Anomalien' aufweisen", sagte Thanner zur neuen Methode. Diese könnte einen Anstoß für eine weitere Untersuchung bieten, denn identische oder nahe beieinander liegende Preise könnten unter bestimmten Bedingungen auf Absprachen hinweisen. Für Thanner ist es denkbar, das "neue Tool" nach dem Testlauf auch auf andere Branchen wie Bestattungsunternehmen ausgeweitet werde.

Methode aus den USA eingeführt und adaptiert
Der Wettbewerbshüter erachtet es als notwendig, mit neuen Methoden auch an die Öffentlichkeit zu gehen. "Die Unternehmen sollen wissen, welche Methoden zur Anwendung kommen", betonte der BWB-Generaldirektor, der auch eingestand, dass die neue Methode Geld koste. Konkrete Beträge nannte er aber nicht. Diese Methode wurde in den USA auch schon von der Schwesterbehörde FTC ("Federal Trade Commission) eingesetzt, um nach den Hurrikan-Katastrophen durch "Katrina" und "Ria" angeblichen Preismanipulationen bei Rohstoffen auf die Spur zu kommen, erklärte die auf Kartellverfahren spezialisierte Ökonomin Rosa M. Abrantes-Metz. Damals konnte sie auf der Verteidigerseite die Vorwürfe bei den Rohstoffpreisen mittels der statistischen Methoden entkräften.

Kosten der Überprüfung nicht genau abzuschätzen
Für jede Branche werde ein eigenes Modell erstellt. Dabei müsse man auf Personen zurückgreifen, die den Markt sehr gut kennen. Das Ergebnis komme aber nicht per Knopfdruck, es sei viel komplizierter als man es sich vorstelle, sagte die Expertin. Eine Überprüfung kann je nach Branche und Datenlage zwischen sechs bis neun Monaten in Anspruch nehmen, schilderte Abrantes-Metz. Angaben über die Kosten der Methode könne sie nicht machen, da diese sehr stark schwanken würden, je nach Zielsetzung, Datenlage und Umfang der Untersuchung.

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