Weitere Hilfen nötig

Wintersaison: Notfallplan gegen Touristen-Flaute

Reisen & Urlaub
29.10.2020 10:15

Reisewarnungen und Corona-Angst bedrohen die einst so lukrative Wintersaison massiv. Es werden weitere Hilfen für Betriebe nötig sein.

Was Wifo-Tourismusexperte Oliver Fritz vor kurzem noch als „worst case“ befürchtet hat, dürfte bittere Realität werden: Ein Einbruch der Nächtigungszahlen im Winter um die Hälfte. Das bedeutet grob gerechnet einen Verlust an Wertschöpfung von zehn Milliarden Euro. Ausschlaggebend sind die Reisewarnungen. Denn anders als im Sommer können die Inländer die Lücke diesmal nicht annähernd füllen.

„Keiner weiß, ob Urlauber kommen“
In Tirol z. B., kommt die Hälfte aller ausländischen Gäste aus Deutschland. Ähnlich ist die Situation in Salzburg und Vorarlberg. Der Osten und Süden Österreichs (Stichwort Thermenurlaube) dürfte etwas besser dran sein, glaubt Fritz. Doch generell „herrscht große Ratlosigkeit, weil keiner weiß, ob Urlauber kommen.“ Viele überlegen, ob sie überhaupt aufsperren sollen. Erste Insolvenzen sind wohl unvermeidlich.

Für Tourismusministerin Elisabeth Köstinger ist klar, „dass die Infektionszahlen runter müssen, damit die Reisewarnungen aufgehoben werden.“ Dass es in Hotels und Restaurants kaum Ansteckungen gibt, nützt aktuell wenig. Dabei machen 5500 Betriebe bei den freiwilligen Testungen der Mitarbeiter mit. Die meisten haben überzeugende Sicherheitskonzepte, „das fragen die Gäste auch nach“.

Pragmatische Lösungen gesucht
Für den Fall, dass es doch jemanden erwischt, braucht man pragmatische Lösungen vor allem für jene, die als „Kontaktpersonen“ genannt werden und in Quarantäne müssen. Köstinger: „Wir wollen die Möglichkeit schaffen, dass man sich nach fünf Tagen ,freitesten‘ kann.“ Damit verhindert man, dass wegen eines Falles im Hotel die halbe Belegschaft ausfällt. Um die Urlauber in Sicherheit zu wiegen, sollen die neuen Corona-Schnelltests ausgeweitet werden. Binnen 15 Minuten ist dann klar, wer ein „Super-Spreader“ ist.

Die finanziellen Einbußen der Branche werden auf jeden Fall enorm sein. Das trifft nicht nur Hotellerie und Gastronomie, sondern auch Reisebüros, Veranstalter, Busunternehmen, Skilehrer und Zulieferer, von der Bäckerei bis zu den Lebensmittellieferanten.

„Wir brauchen 100 Prozent“
Sie alle warten auf Hilfe vom Staat, vor allem den „Fixkostenzuschuss 2“. Da streitet Österreich nach wie vor mit der EU, die nur 70 Prozent der Kosten ersetzen will, bei einer maximalen Höhe von drei Millionen Euro. Köstinger will das nicht akzeptieren: „Wir brauchen 100 Prozent und fünf Millionen Euro. Es gibt viele, die so hohe Kosten haben, dass sie sonst nicht durchkommen. “

Wifo-Experte Fritz sieht da noch andere Möglichkeiten: „Der Fixkostenzuschuss wäre mit Ende 2020 begrenzt. Aber die EU hat bereits neue Hilfsprogramme erlaubt, die ins nächste Jahr hineinreichen. Es wird bereits an geeigneten neuen Modellen gebastelt.“ Wenn es ernst wird, spielt Geld offenbar keine Rolle. So hat der Reiseriese TUI 1,8 Milliarden Euro an Hilfsgeldern kassiert.

Manfred Schumi, Kronen Zeitung

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