Brief eines Hoteliers

Paznauner Touristiker plagen Existenzängste

Tirol
22.10.2020 12:00

Monatelang kein einziger Corona-Fall in Ischgl - trotzdem werde von vielen Medien immer noch draufgehauen. Im Tiroler Paznaun spürt man eine Schubumkehr von der Täter- hin zur Opferrolle, der Unmut über die anhaltend negative öffentliche Darstellung wächst im gesamten Tal. TVB-Obmann Alexander von der Thannen stellte der „Krone“ einen Brief eines Hoteliers zur Verfügung, der die Stimmung im Tal beschreibt. 

Normalerweise sind die Kapazitäten des Tourismusverbandes Ischgl um diese Zeit damit beschäftigt, die Buchungen für den Winter zu jonglieren. „Unsere Hauptaufgabe derzeit besteht darin, die Beherbergungsbetriebe zu beruhigen und ihnen Mut zuzusprechen“, berichtet ein hörbar zerknirschter TVB-Obmann Alexander von der Thannen. Offenbar macht sich im Paznaun eine Schubumkehr breit, man sieht sich in der Opferrolle. „Sieben Monate nach dem Ausbruch des Virus haben wir immer noch den schwarzen Peter, obwohl es klar ist, dass es jede andere Tourismusdestination hätte treffen können“, sagt der TVB-Chef.

„Wirtschaftlicher Ruin“
Die Paznauner orten eine „reißerische und einseitige Berichterstattung“, die ein ganzes Tal in den wirtschaftlichen Ruin treibe. Von der Thannen: „Seit Monaten haben wir keinen einzigen positiven Fall, hatten eine überraschend gute Sommersaison und kommen einfach nicht aus den Corona-Schlagzeilen. Der Unmut im Tal ist sehr groß, vor allem kleinere Betriebe haben Existenzängste.“ Täglich erhalte man Briefe oder E-Mails wie diese, die Entrüstung und auch Resignation zum Ausdruck bringen:

Brief eines Hoteliers
„Die Pandemie hat unsere Region und den Bezirk im März überraschend hart und unvorbereitet getroffen - man tat was möglich war - und machte natürlich - in dieser nie dagewesenen Krise - auch Fehler. Fehler in der Pandemiebekämpfung werden aber auch heute noch (man glaubt es kaum) fast täglich begangen - siehe aktuelle Situation. Nachdem wir sieben Monaten an einseitiger und reißerischer Berichterstattung von medialer und - schändlicher Weise - auch von politischer Seite erlebt haben, hat man es nun (hoffentlich nur beinahe) geschafft, eine ganze Region - nämlich das ganze Tal an den Rand des Ruins zu treiben. Leider bedeutet dies auch für die Zukunft der kleineren Tourismusgemeinden im Paznauntal nichts Gutes.“

„Alle ,Rand-Gemeinden’ (See, Kappl und Galtür) sind wesentlich von der touristischen Entwicklung und Investitionen des Zugpferdes Ischgl abhängig. Alle Investitionen im Tal (und die sind beträchtlich) hängen direkt von den hart erarbeiteten touristischen Erfolgen der Betriebe ab. Ich vermute, dass in ein, zwei Jahren dann die Frage gestellt wird, warum denn in unserer Region nur mehr ein Bruchteil der vergangenen Jahre investiert wird. Das wäre dann ja wieder einmal ein Grund, um auf die Tourismusbetriebe und Regionen draufzuhauen! Wir würden uns einfach etwas mehr Respekt für unseren wirtschaftlichen Erfolg der Vergangenheit, unser tägliches Bemühen und unseren Fleiß erwarten. Während andere in den schönsten Jahreszeiten ihren Urlaub genießen, bemühen wir uns monatelang diesen Gästen einen schönen Urlaub zu bescheren. Wir haben noch nicht erkannt, was daran unredlich, gierig oder unmoralisch sein soll! Die Schaffung von Arbeitsplätzen wird in den nächsten Jahren in diesem Umfeld schwierig, aber das ist eine andere Geschichte“, schreibt ein Paznauner Hotelier.

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