OGM-Wahlanalyse

Zuwanderer aus Türkei, Serbien wählten öfter SPÖ

Wien
18.10.2020 10:23

Mehr als 220.000 Zuwanderer mit österreichischer Staatsbürgerschaft leben in Wien. Über ihr Wahlverhalten ist nur wenig bekannt. Das OGM-Institut hat nun für die Wiener Gemeinderatswahl errechnet, wen die beiden größten Zuwanderergruppen gewählt haben: Sowohl in Serbien als auch in der Türkei geborene Österreicher tendieren demnach stärker zur SPÖ als die Gesamtbevölkerung. Bei Zuwanderern aus der Türkei punktete zudem die Kleinpartei SÖZ, der auch die frühere „Liste Pilz“-Abgeordnete Martha Bißmann angehört.

Laut den Daten der Wiener Landesstatistik sind jeweils über 30.000 Österreicherinnen und Österreicher im Wahlalter in der Türkei und in Serbien geboren. Sie machen damit zwar weniger als drei Prozent der Wahlberechtigten aus, in einzelnen Stadtvierteln sind es aber bis zu neun Prozent. So etwa in der Kreta (ein Grätzl im 10. Wiener Gemeindebezirk, Anm.) und im Gudrunviertel zwischen Matzleinsdorfer Platz und Laxenburger Straße im 10. Bezirk, in Untermeidling im 5. sowie Neulerchenfeld im 16. Bezirk.

Zuwanderer aus Serbien tendieren stärker zur SPÖ
Auf Basis dieser Daten hat das OGM-Institut ein statistisches Modell erstellt, um das Wahlverhalten der beiden Zuwanderergruppen zu schätzen. Demnach tendieren in Serbien geborene Österreicher stärker zur SPÖ (46 Prozent) sowie zur FPÖ (9) als die Gesamtbevölkerung. Schwächer schneiden dagegen ÖVP (16 Prozent) und Grüne (12) ab. Die Liste von Heinz-Christian Strache, der als FPÖ-Chef massiv bei serbischen Zuwanderern geworben hatte, liegt zwar etwas stärker als im Gesamtergebnis, kommt aber auch hier nur auf fünf Prozent.

SÖZ erreicht bei Migranten aus Türkei 20 Prozent
Im Summe unterscheidet sich das Stimmverhalten der Zuwanderer aus Serbien aber weniger deutlich vom Gesamtergebnis als jenes der in der Türkei geborenen Österreicher. Für sie weist die Modellrechnung zwar ebenfalls einen höheren SPÖ-Anteil aus (45 Prozent). Am zweiten Platz liegt in dieser Gruppe aber die Kleinstpartei SÖZ (Soziales Österreich der Zukunft) mit 20 Prozent. Sie hat ihre stärksten Ergebnisse in Gemeindebausprengeln mit einem hohen Anteil türkischer Zuwanderer.

Zum Vergleich: Im Gesamtergebnis schaffte die Partei - gegründet von Hakan Gördü (Bild oben), einem früheren Vizechef der AKP-nahen „Union Europäisch-Türkischer Demokratien“ - nur 1,2 Prozent. Alle anderen Parteien liegen bei Zuwanderern aus der Türkei dagegen deutlich unter ihrem Gesamtergebnis: Die ÖVP erreichte mit zehn Prozent nur knapp mehr als die Grünen (9) und die FPÖ (6).

Zahlen beruhen auf Bevölkerungsdaten
Zu beachten ist, dass die Zahlen nicht auf Umfragen beruhen, sondern auf dem ausgezählten Wahlergebnis sowie auf bis in die Wahlsprengel hinunter vorliegenden Bevölkerungsdaten. Auf Basis eines statistischen Modells wird daraus - ähnlich wie bei Wählerstromanalysen - der Stimmenanteil der Parteien in den jeweiligen Bevölkerungsgruppen errechnet.

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